„Was machst du da?“ - Aufgaben: FaMI; Fachrichtung Bibliothek (Bayern)
Rückenschilder kleben, Bücher einräumen, lesen – so in etwa stellen sich die Meisten die Arbeit eines Büchereiangestellten vor. Doch zu unseren Aufgaben gehört einiges mehr.
I. Arbeiten direkt am Medium
1. Auswahl der Medien
2. Bestellung
3. Inventarisierung
4. Systematisierung / Verschlagwortung
5. technische Buchbearbeitung
6. Katalogisierung
7. Schlusskontrolle
8. Der „ewige“ Kreislauf
9. Ausscheiden von Medien
10. Medienkontrolle [stopper]
II. Aufgaben, die in der Öffentlichkeit stattfinden
1. Benutzungsdienst
2. Öffentlichkeitsarbeit / Veranstaltungsmanagement
III. Weitere interne Aufgaben
1. Mahnungswesen
2. Statistiken
3. Vorzimmer
I. Arbeiten direkt am Medium:
1. Bevor das Medium in die Bücherei kommt, wird meist mit Hilfe von Besprechungsdienste (kleine Besprechungen und Bewertungen von Medien in Form von Karteikarten. Solche Besprechungsdienste können bei der EKZ bestellt werden) ausgewählt, welche Medien für die Bibliothek relevant sind.
Diese Auswahl kann auch z.B. durch Kundenanfragen erfolgen oder der Sachbearbeiter wird durch Werbung, andere Büchereien, Zeitschriftenartikel usw. auf ein bestimmtes Medium aufmerksam und möchte es für seine Sachgruppe erwerben.
2. Die ausgewählten Medien werden dann bestellt oder gelegentlich auch direkt im Buchladen gekauft. Nach der Lieferung der bestellten Medien werden Lieferung und Rechnung verglichen und auf Vollständigkeit überprüft. Die Rechnung wird daraufhin an die Finanzabteilung weitergeleitet. Dort wird sie dann bezahlt und im Computer eingespeichert.
3. Die neuen Medien werden nun inventarisiert, d.h. es wird im Bibliothekssystem vermerkt, dass die Medien angekommen sind. Sie bekommen Eigentumsstempel und Zugangsnummer verpasst.
4. Nach der Inventarisierung kommen die Medien erst mal zum Sachbearbeiter. Dort werden sie systematisiert und verschlagwortet (der Sachbearbeiter entscheidet über Standort, Notation mit Hilfe besonderer Systematiken z.B. ASB und vergibt Schlagwörter, die den Inhalt des Buches beschreiben). Damit liefert er alle nötigen Informationen für die darauffolgenden Schritte.
5. Die nächste Station ist die technische Buchbearbeitung. Dort werden die Medien äußerlich bearbeitet. Sie werden je nach Bedarf kaschiert, foliiert oder verstärkt. Hier werden auch defekte Bücher repariert sowie die Rückenschilder mit der Notation (ist gleichzeitig Standortangabe) geschrieben und aufgeklebt. Dieser Vorgang wird auch Signieren genannt.
6. Anschließend werden die Medien katalogisiert. Alle bis dahin fehlenden Angaben zu Autor, Titel, Verlag... werden in der Titelaufnahme mittels Autopsie ergänzt. Außerdem wird ein Mediencode in Form eines Zahlen- und Strichcodes vergeben und dieser mit der Standortangabe und der Titelaufnahme verknüpft. Nun ist das Medium auch für den Benutzer im Katalog sichtbar und dieser könnte meinen, dass das Medium bereits ausgeliehen werden kann. Durch diesen Umstand ist es jetzt wichtig, das Medium innerhalb kürzester Zeit tatsächlich verfügbar zu machen.
7. Bevor das Medium im Regal landet, muss es noch in die Schlusskontrolle. Dort überprüft der Sachbearbeiter noch einmal alle bisher erfolgten Schritte und gibt, wenn alles korrekt und vollständig ist, das Medium zur Ausleihe frei. Das Medium kann nun endlich seinen Platz im Benutzerbereich einnehmen.
8. Hier beginnt nun ein Kreislauf:
-> Ausleihe -> Leser -> Rückgabe -> Büchereiregal -> Ausleihe...
9. Wenn das Medium dann veraltet und / oder abgegriffen ist, wird es irgendwann ausgeschieden und manchmal ersetzt. Wann dieser Zeitpunkt eintrifft entscheidet der Sachbearbeiter.
Die ausgeschiedenen Medien werden aus dem System gelöscht und entweder entsorgt oder landen im Buchverkauf.
10. Die Medienkontrolle ist ebenfalls ein wichtiger Bereich in der Bibliothek. Wenn ein Benutzer ein „Non-Book“ (TC, CD, CD-ROM, VC, DVD, Spiel) mit dem Vermerk defekt, unvollständig oder vertauscht zurückbringt muss überprüft werden, ob diese Meldung wirklich zutrifft. Ist der Vermerk berechtigt, wird versucht die Mängel zu beheben. Im schlechtesten Falle wird das Medium ausgeschieden oder ersetzt.
II. Aufgaben, die in der Öffentlichkeit stattfinden:
1. Dazu gehört der Benutzungsdienst. Dieser spaltet sich auf in Thekendienst (Ausleihe, Verlängerung und Rückgabe von Medien, Säumnis- und Jahresgebühren kassieren, Neuanmeldungen und Verlängerung von Benutzerausweisen) und Kundenberatung (Entgegennahme von Kritik und Lob sowie Leserwünschen, Literatursuche und Sachauskünfte, Vorbestellungen, Informationen für die Leser und alle Arten von sonstigen Problemfällen). Indirekt gehören auch das tägliche Einstellen der Medien und die Regalordnung hier dazu. Der Benutzungsdienst ist das Herzstück jeder Bibliothek und genießt höchste Priorität. Die Qualität des Benutzungsdienstes bestimmt das Bild der Bücherei nach außen und ist maßgeblicher Faktor für die Kundenzufriedenheit.
2. Auch die Begriffe Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungsmanagement sind einem Bibliotheks-FaMI nicht fremd. Diese Aufgaben werden von vielen Büchereien unterschätzt. Sie dienen jedoch der Kundenanwerbung, Kundenbindung und können einen wichtigen Beitrag zur Leseförderung liefern. Zu diesen Aufgaben gehören Vorbereitung, Durchführung und Auswertung von Veranstaltungen sowie Pressearbeit, Werbemaßnahmen, Kundenbefragungen und ähnliches.
III. Weitere interne Aufgaben:
1. Eine weitere interne Abteilung ist das Mahnungswesen. Hier werden säumige Leser an die Rückgabe von Medien und an die Zahlung von Gebühren erinnert. Dabei ist darauf zu achten, dass das Schreiben an den Leser höflich und doch bestimmt formuliert wird. Bei „hoffnungslosen“ Fällen wird dann auch schon mal die Stadtkasse oder sogar das Gericht eingeschaltet.
2. Zu den Aufgaben eines FaMI kann auch die Aufstellung und Auswertung von Statistiken zu Benutzer- und Ausleihzahlen, Medienbestand, Veranstaltungen und ähnliches gehören. Diese Aufgabe fällt meist dem Bibliotheksleiter zu. In großen Bibliotheken befindet sich in dieser Position oft ein Bibliothekar, in kleinen Büchereien kann es aber auch ein FaMI sein.
3. Zu guter Letzt gibt es noch die Arbeiten im Vorzimmer. Dort wird sich um den Schriftverkehr gekümmert, um die Erfassung der Arbeitszeiten der Mitarbeiter, Urlaub und Überstundenanträge. Hier sitzt die Chefsekretärin und unterstützt den Büchereileiter bei seinen Aufgaben.
Alle aufgezählten Aufgaben und Abteilungen sind natürlich beweglich. Je nach Größe und Art der Bibliothek können Abteilungen verschmelzen, Aufgaben anders aufgeteilt werden oder sogar ganz wegfallen. In der einen oder anderen Bücherei kommen vielleicht auch noch Arbeiten dazu, die hier jetzt nicht aufgeführt sind.