Hi,
ich bin selber FaMI FR Med. Dok. und habe in einem Auftragsforschungsinstitut (CRO) der Pharma-Industrie gelernt. Es war nach der Ausbildung sehr schwer einen Job als FaMI zu finden, da der Beruf in der Pharma- und Biotechnologie-Industrie praktisch unbekannt ist. In öffentlichen Forschungseinrichtungen ging es mir genau so. Es interessiert sich absolut niemand für meine theoretischen Lehrinhalte, nicht mal mein ehemaliger Ausbildungsbetrieb interessierte sich dafür. BEi Stellenausschreibungen suchten sie übrigens nie FaMIs, obowhl sie sie selber ausbildeten. Was ich in der Theorie in der Berufsschule lernte und was ich der Praxis lernte, waren zwei verschiedene Berufe, die nichts mit einander zu tun hatten.
Wenn du in die forschende Pharma-Industrie willst, dann als MDA/MD oder direkt dort gelernt. Als FaMI aus einem Berufskoleg oder dergleichen solltest du sehr schlechte Karten haben, da dir jegliche praktische Erfahrung fehlt. Die MDAs/MDs kommen meistens auch in den Job durch ein längeres Praktikum (3-6Monate) zuvor. Habe ich selbst mehrfach in diversen Firmen erlebt. Die Theorie ist gut und schön aber die klinische Forschung ist davon weit entfernt und sehr spezialisiert. Selbst die beste theoretische Ausbildung kann nur eine Grundlage sein aber keine Qualifikation für einen Job in der klinischen Forschung. Da lernte man eben nur sehr oberflächlich was ein CRF, ein TMF, ICH-GCP, etc. ist.
Egal welche Ausbildung, für die klinische Forschung brauchst du sehr gute, möglichst fließende Englischkenntnisse. Ob nun Abitur oder nicht, spielt keine Rolle in den unteren Position wie z.B. Studienassistent (Clinical Trial Assistant/Administrator/Associate). Ein wissenschaftliches Studium wie in deinem Fall kann aber sehr hilfreich sein. Ich studierte auch zuvor Biologie 3 Semester lang und sprach sehr gut Englisch und nur deshalb wurde ich als Azubi genommen. Es gelernt zu haben wissenschaftlich zu arbeiten, kann sehr hilfreich sein. In meiner CRO gibt es da Biologen, Chemiker, Mediziner, Pharmazeuten aber auch Mathematiker, Kunsthistoriker, Achäologen, Kummunikationswisschenschaftler etc.
Ehrlich gesagt, hätte ich nicht in einer CRO gelernt, hätte ich diesen Beruf nie freiwillig erlernt. Als MDA hast du einfach bessere Chancen. Als FaMI FR Med. Dok. wurde ich, wenn überhaupt, dann immer mit den MDAs verglichen und schnitt meistens schlechter ab. Ich musste dann erstmal auf die Unterschiede aufmerksam machen und auf meine deutlich größere Berufserfahrung. Aber bei den meisten Vorstellungsgesprächen interessierte sich niemand für meinen Beruf und es ging einzig und allein um die Berufserfahrung und die Englischkenntnisse. Dass ich die Berufsschule mit Gesamtnote 1,0 und die IHK mit 91% (Note 2) abschloss, war nur eine nette Randnotiz, auf die meistens gar nicht eingegangen wurde.
Ach ja, dir sollte klar sein, das in den Bereichen medizinsiche Dokumentation sehr große Arbeitsschwerpunkte gibt, die nicht viel mit einander zu tun haben. Ich kann weder wirklich gut programieren, noch kodieren nach DRGs, obwohl ich beides mal lernte. Das sind Schwerpunkte der MDAs/MDs und sie werden dann auch als Kodierfachkraft oder Data Manager/Data Coordinator/Data Base Developer etc. eingestellt. Ich würde damit keinen Job bekommen, da ich es ja nur mal in der Beruffschule lernte.
Ich konzentriete mich auf die Dokumentation und Archiverung klinischer Studien und bin ausgebilderter Studienassistent (Clinical Trial Associate) und Referent für klinische Studien (Clinical Research Associate). Da zählt ICH-GCP aber nicht ICD10 oder DRGs. Überlege dir wo du später arbeiten willst und wähle danach die Ausbildung. Hinterher ist es deutlich schwerer. Krankenhaus oder Pharma-Industrie/Öffentlich geförderte klinische Forschung?
Ach ja, in Heidelberg wäre es leichter in der Umgebung durch Praktika in die Pharma/Biotechnologie-Industrie zu kommen. Kontakte sind hier das A und O Die Branche ist klein. Das Uniklinikum dort betreibt auch recht viel klinische Forschung, was auch ein lohnenswerter Praktikumplatz wäre. Mein Monat in einer Klinik brachte deutlich mehr wie das Bibliotekspraktikum, da diese Kenntnisse in diesem Bereich eh keiner braucht. Bis auf die Rote Liste (ein Arzeimittelverzeichnis), brauchte ich in den letzten Jahren nie ein Buch....
Viele Grüße,
Robert