Lotsen durch den Info-Dschungel
Fachangestellte für Mediendienste sind ausgewiesene Datenbankexperten
Von Birgitta von Gyldenfeldt
"Was willst du werden?" Das ist wohl mit die häufigste Frage, die angehende Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste, kurz FaMi, von Freunden und Verwandten zu hören bekommen. Der FaMi ist seit 1998 anerkannter staatlicher Ausbildungsberuf und bei vielen noch unbekannt. "Ich bin eher durch Zufall auf den Beruf gekommen", sagt Jasan Baschir Vaziry aus Köln. Der Endzwanziger hatte bei einem Rundfunksender im Printarchiv gejobbt und ist dort mit den FaMis in Kontakt gekommen. Der Beruf gefiel ihm so gut, dass er sich einen Ausbildungsplatz in diesem Bereich gesucht hat.
Suchen, finden, aufbereiten, archivieren, dokumentieren und zugänglich machen von Informationen - so könnte man die Hauptaufgaben eines FaMis beschreiben. Oder wie die Azubis in der Bibliothek der Humboldt-Universität in Berlin sagen: "Wir FaMIs lotsen die Nutzer durch den Informationsdschungel". Den FaMi gibt es in den fünf verschiedenen Fachrichtungen Archiv, Bibliothek, Bildagentur, Information und Dokumentation sowie Medizinische Dokumentation. Die Ausbildung dauert in der Regel drei Jahre. In den ersten beiden Jahren lernen alle Azubis, wie Daten beschafft, erschlossen und bereitgestellt werden. Darüber hinaus werden sie mit den verschiedenen Informations- und Kommunikationssystemen vertraut gemacht und lernen Grundlagen der Öffentlichkeitsarbeit und Werbung. Im dritten Jahr werden dann die Besonderheiten in den einzelnen Fachgebieten gelehrt. "In einer Stadtbücherei brauchen Bewerber vielleicht keine Fremdsprache", sagt Karin Freyer, FaMi-Ausbilderin an der Bibliothek der Humboldt-Universität. In einer Unibibliothek, wo es viele englische Titel gibt und viele ausländische Studenten auf Englisch Auskünfte suchen, seien Fremdsprachen dagegen wichtig.
"Man sollte sich auf jeden Fall vorher überlegen, in welcher Fachrichtung man später arbeiten möchte", sagt Hans-Joachim Mesters vom Berufsinformationszentrum (BIZ) in Ulm.
So lernen diejenigen, die sich für die Medizinische Dokumentation entschieden haben, etwa wie sensible Patientendaten verschlüsselt werden. In den Bibliotheken müssen sich die Azubis eher um die Bestandspflege und Verschlagwortung der einzelnen Bücher kümmern.
Die Chancen, später einen Job zu finden, stehen nicht schlecht. Freyer sieht gute Chancen für ihre fünf Azubis - auch wenn die Übernahmechancen im öffentlichen Dienst nicht gerade rosig aussehen. In der Privatwirtschaft lässt sich ihrer Ansicht nach allerdings schon etwas finden. So hätten etwa große Rechtsanwaltskanzleien bei ihr nachgefragt, ob einer ihrer FaMis bei der Kanzlei anfangen wolle. Und auch Jörg Meyer von ComIn, einer Tochtergesellschaft des Berufsförderungszentrums Essen, sieht nach einigen schwächeren Jahren zumindest für den Bereich der Medizinischen Dokumentation wieder ganz gute Perspektiven: "Die Gesundheitswirtschaft braucht solche Arbeitsplätze."
Hans-Joachim Mesters vom BIZ in Ulm ist da schon etwas skeptischer. Im privaten Bereich, etwa bei großen Rundfunkanstalten oder Bildagenturen oder auch in Krankenhäusern und großen Gemeinschaftspraxen, bestehe zwar durchaus Bedarf nach den Recherche- und Datenbankexperten. "Man muss aber schon regional flexibel sein." Und so arbeiten nicht alle FaMis später auch in ihrem gelernten Beruf. Dafür werden sie gerne auch anderweitig eingesetzt. dpa
Aus der Berliner Morgenpost vom 10. Juni 2007