Fami-Alltag

(Roh, schnell, unausgegoren – und absolut ehrlich)
1. Stapel an Bestellung landet auf dem Tisch. Stressige Woche voller Dienste, DVDs und CDs wollen umgearbeitet werden. Bestellschluss ist am Ende dieser Woche. Leichte Bedenken bezüglich der Bewältigung entwickeln sich, aber noch ist Zeit, alles noch kein Problem.
2. Montag ist vorbei. Keine Bestellungen erledigt. Macht nichts, Dienstag ist auch noch ein Tag.
3. Dienstag ist vorüber. Dienst gehabt und CDs umgearbeitet. Da die Schicht so ungünstig in der Tagesmitte lag, keine Zeit für Bestellungen gehabt. Dann eben Mittwoch.
4. Morgens eingestellt, dann weiter CDs umgearbeitet, da ganzer Haufen auf dem Tisch. Muss erledigt werden, bevor der Berg ihn zu verschlucken droht.
CDs schließlich umgearbeitet und Tisch leer. Zwischenzeitlich immer wieder an Theke gewesen. Schon kurz vor 16 Uhr. Keine Zeit mehr für Bestellungen. Donnerstag! Unbedingt Donnerstag!
5. Donnerstagmorgen. Gehetzt da außerplanmäßig Dienst gehabt und Einstellen schnell gehen musste. Keine Zeit zu frühstücken gehabt. Magen knurrt.
Nach Dienst gleich Mittagspause. Wieder neue CDs zum Umarbeiten auf dem Schreibtisch, aber heute ist dafür keine Zeit. Bestellungen müssen erledigt werden!
- Nach Mittagspause gleich hingesetzt und Rechner hochgefahren. Bestellmodul geöffnet und erste Bestellung eingetragen. Error!
Seltsames Gefühl im Bauch – könnte aber auch das Fischbrötchen von vorhin gewesen sein. Keine Panik, alles wird gut!
- Nochmal versucht, wieder Fehler. Bauchgefühl wird akut. Bestellmodul leitet Verwirrungsphase ein – drei Fehlermeldungen hintereinander, alle sind anders.
- Jetzt kommt doch Panik auf. Irritiert den Bibliothekar angerufen, der mir versichert, dass es gehen müsste. Fragt mich, an welchem Rechner ich sitze und findet die Lösung: Rechner hat keine Verbindung zum Bestellmodul, da Schnittstelle fehlt.
- Rechner ausgeschaltet und an anderen gesetzt. Bestellmodul ein zweites Mal geöffnet. Erste Bestellung eingetragen – funktioniert!
- Acht Bestellungen erledigt, bleiben noch ungefähr 40 weitere. Schon fast eine halbe Stunde damit verbracht, Tag ist nicht mehr lang! Muss mich beeilen.
- Nach zehnter Bestellung zickt das Modul – Keine Berechtigung sagt es mir und will nicht mehr arbeiten. Kaum bemerkbare Stimmungsschwankung ergreift von Gemüt besitzt. Empfinde zunächst große Bewunderung für die Unlösbarkeit des Problems. Entscheide mich danach aber dafür, laut zu fluchen.
- Wieder Bibliothekar angerufen, sagt diesmal, dass Lieferant gerade Probleme mit Server hat und ich es später nochmal versuchen soll.
- Nach halber Stunde nochmal versucht. Modul geht wieder, braucht aber ewig um zu reagieren. Nächste Bestellung eingetragen, spuckt mir ganz anderes Buch aus als gewollt. Lagernummer nicht gefunden, Titel werden überbewertet, Namen von Autoren sind Schall und Rauch. Stimmungsschwankung tendiert in Richtung Wut.
- Nächste Nummer versucht, wieder kein Erfolg. Versuche es über die ISBN-Nummer. Buch wird gefunden, leider nicht die richtige Version. Falscher Verlag, falsche Auflage. Wut wandelt sich in Zorn.
- Beim nächsten Versuch neue Fehlermeldung: Falsches Passwort. Wie kann das Passwort falsch sein, wenn ich mich nicht ausgeloggt habe? Keine Erklärung für unbegreifliches, technisches Phänomen des Versagens gefunden. Schiebe die Schuld auf die Serverwartung des Lieferanten.
- Zeit vergeht, von vierzig Bestellungen knappe 20 nach Kampf mit Modul erledigt. Nicht mehr viel Zeit, bis Tag endet. Bestellungen müssen heute noch raus, egal wie!
- Bekriege mich mit Lieferantenserver, Schnittstelle, Modul und Lagernummern. ISBN sowie Autor und Titel versagen kläglich als Alternativwaffe. Zorn verwandelt sich endgültig in Aggression und Jekyll wird zu Hyde. Fluche wie ein Kesselflicker und schimpfe wie ein Rohrspatz. Modul zeigt sich unbeeindruckt.
- Muskel unter dem linken Auge zuckt nervös. Finger trommeln auf den Tisch ein und malträtieren die Tastatur. Müsste eigentlich schon längst gegangen sein! Draußen ist es schon seit einer halben Stunde dunkel. Überstunden ich komme!
- Kurz vor halb sechs. Habe die Schnauze voll, Bestellmodul und Schnittstelle haben den Feldzug gegen mich gewonnen. Gebe resigniert und mit über strapazierten Nerven auf. Starte letzte Verzweiflungstat, indem ich letzte Lagernummer nicht raus lösche, sondern versehentlich auf Eingabe drücke. Es gibt einen Bibliotheksgott – irgendwo.
- Schnittstelle hat ihre Deckung vernachlässigt und mir einen bösen Seitenhieb erlaubt. Server ergibt sich mir schwer verwundet und leistet keinen Widerstand mehr.
- Mache noch die restlichen Bestellungen. Mittlerweile weit nach 18 Uhr und jenseits meiner Arbeitszeiten. Bestellungen sind fertig und abgeschickt. Packe meine Sachen und gehe endlich. So viel Stress und Ärger…..und alles im Namen der Bibliothek…

Kommentare 3

  • Wow... Ich bin beeindruckt, dass du das dennoch hinbekommen hast! Hut ab! :)
    Nur doof, dass du daran so lange gesessen hast. :(
    Jaja... Die Technik... Manchmal würde ich hier auch gerne nur einen Hammer nehmen und auf die Computer damit einprügeln... -.-

  • Das klingt wirklich nach einem Tag wo man am Ende im Bett liegt und sich immer doch ärgert-.-

  • Hey, letztendlich hast du es doch klasse hingekriegt! Respekt! Zum Glück geht es ja nicht das ganze Jahr so zu...