Wenn man in einer Spezialbibliothek arbeitet, muss man manchmal spontan sein...

Wie die meisten hier wissen, arbeite ich in einer nicht allzu großen Spezialbibliothek. Diese hat unter anderem ben Sammelschwerpunk "Deutschsprachige Presse aus dem Ausland". Wegen der Ferienzeit ist unsere Bibliothek seit Weihnachten, bis zum 9.1., geschlossen. Das Auskunftstelefon ist trotzdem besetzt, so viel Personal ist noch da (und so viele Anrufe kommen auch nicht). Während der Mittagspause der Kollegin habe ich das Telefon übernommen, und natürlich kommt promt ein schwieriger Anruf von unserer Rezeptionistin (vom gesamten Institut). Bei ihr sind ein Herr und eine Dame, die sind extra nach Stuttgart angereist und sind nur noch heute hier, sie haben erst jetzt gesehen, dass die Bib. geschlossen ist. Sie wollen sich die Ausgaben einer bestimmten Zeitung aus der Zeit des 2. WK ansehen und evtl. kopieren (und Lebensgeschichte, und Lebensgeschichte des Vaters, und Lebensgeschichte des Schwiegervaters, kennt man ja). Ich denke mir, ich kann die beiden ja nicht einfach wieder wegschicken, sind ja auch nicht mehr die jüngsten, und ich habe gerade eh nicht viel zu tun. Ich hole sie ab, und auf dem Weg zum Lesesaal erzählen sie mir, dass sie auch schon bei der Uni Tübingen angerufen haben, die haben sie aber nur auf Mikrofiche. Daraufhin muss ich ihnen klar machen, das wir sie auch nur als Film haben. Im gleichen Atemzug erwähne ich natürlich, dass man davon auch Rückvergrößerungen machen kann. Trotzdem stoße ich erstmal auf völliges Unverständnis, dass wir keine Tausende von orgiginalzeitungen aufheben :kopfklatsch: sie sind aber anscheinend doch zufrieden damit, sie sich auf Mikrofilm anzusehen und evtl. einzelne Seiten auszudrucken (statt zu kopieren), weil das in Tübingen angeblich nicht geht (was ich für äußerst unwahrscheinlich halten, schließlich ist die UB Tübingen nict gerade klein und hat einen nicht unerheblichen Altbestand). So hatten sie dann das Privileg, den Lesesaal komplett für sich allein zu haben, und haben doch nicht gefunden, was sie suchten, weil in den Zeitungen nicht drinstand, welcher Redakteur für welchen Artikel zuständig war :nichtzufassen: Aber eigentlich waren sie sehr nett, und ich habe festgestellt dass ich dringend eine Einführung in den Reader-Printer brauche (die ich eigentlich schon vor 2 Wochen hätte bekommen sollen).

"Der Tod verkörpert nicht das Gegenteil des Lebens, sondern ist ein Bestandteil desselben."


(Haruki Murakami, Naokos Lächeln)

Kommentare 2

  • hej,
    mhm, wenn ich für sowas weit fahre, sollte man sich schon vorher erkundigen, ob überhaupt geöffnet ist. aber gut, du warst ja so nett...
    und die ub tübingen hätte das garantiert auch gekonnt. aber gut...
    mit den mikrofilmen / mirkofichen kann man doch viel mehr anfangen, das original wäre doch schon viel lädierter wenn überhaupt noch brauchbar!

  • Jetzt weiß du, wie es in Kaiserslautern zu geht, wenn Leute eine Dissertation oder ähnliches über FL bestellen und dann eine Mikrofiche oder -film bekommen. ;=) *hust* Ich denke, dass sie einfach gehofft haben, dass ihr die Originalzeitungen noch habt. Tübingen kann nämlich bestimmt auch rückvergrößern.