Elektronische Gesundheitskarte

  • Elektronische Gesundheitskarte wird in acht Bundesländern erprobt

    Erstellt am: 03.01.2006

    Mit einhelliger Zustimmung der Länder hat das Bundesministerium für Gesundheit festgelegt, in welchen Ländern Feldtests mit der elektronischen Gesundheitskarte starten sollen.

    Es sind: Baden-Württemberg, Bayern, Bremen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Sachsen und Schleswig-Holstein. Die Einbeziehung aller acht Bundesländer, die bereits mit Vorbereitungen für die Testphase begonnen haben, ist eine wertvolle Grundlage für die Vorbereitung der flächendeckenden Einführung der elektronischen Gesundheitskarte.

    Dazu erklärt Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt: "Die elektronische Gesundheitskarte wird die Qualität, die Sicherheit und die Transparenz der medizinischen Versorgung verbessern. Künftig wird ein Apotheker bzw. eine Apothekerin erkennen können, wenn sich Arzneimittel nicht miteinander vertragen. Das ist ein entscheidender Fortschritt für Patientinnen und Patienten. Denn jährlich sterben mehr Menschen an Arzneimittelunverträglichkeiten als im Straßenverkehr. Auf der Karte können auf freiwilliger Basis Notfalldaten wie die Blutgruppe, eventuelle Allergien vermerkt werden. Im Notfall kann der behandelnde Arzt bzw. die Ärztin hierauf zurückgreifen – zum Vorteil des Versicherten. Die elektronische Gesundheitskarte wird außerdem mit einem Foto versehen sein und dadurch den Missbrauch verhindern.

    Die Einführung der elektronischen Gesundheitskarte für 80 Millionen Versicherte ist eine der größten Herausforderungen für alle Beteiligten. Die bisherigen Maßnahmen werden in großem gesamtgesellschaftlichen Konsens und auch jenseits aller politischen Auseinandersetzung auf Bundes- und Landesebene breit unterstützt. Mir ist sehr daran gelegen, dass dieser Konsens weiterhin als positives Signal wirken kann, insbesondere dann, wenn erstmals in den Regionen vor Ort Patientinnen und Patienten erste Anwendungen der elektronischen Gesundheitskarte nutzen. Dies setzt voraus, dass möglichst viele Beteiligte frühzeitig in die Testmaßnahmen eingebunden werden.

    Deshalb begrüße ich es, dass es den Ländern innerhalb von zwei Wochen gelungen ist, sich auf einen Vorschlag für eine zeitliche Staffelung der Tests und für eine Aufgabenteilung zu einigen. Damit ist der Weg frei, dass die gematik unter Berücksichtigung der Verständigungen der Länder nunmehr die Einzelheiten der Testdurchführung mit den Verantwortlichen in den Regionen vertraglich regeln und somit Planungssicherheit für alle Beteiligten schaffen kann."

    Die beteiligten Länder und ihre Regionen sind:

    * Bochum-Essen (Nordrhein-Westfalen)
    * Bremen (Bremen)
    * Flensburg (Schleswig-Holstein)
    * Heilbronn (Baden-Württemberg)
    * Ingolstadt (Bayern)
    * Löbau-Zittau (Sachsen)
    * Trier (Rheinland-Pfalz)
    * Wolfsburg (Niedersachsen)


    Ergänzende Informationen auf unserer Website

    * Pressemitteilung des BMG Nr. 002 vom 03. Januar 2006 (PDF, 114 kB) siehe Dateianhang

    Weitere Informationen im Web

    * Informationsportal des BMG zur elektronischen Gesundheitskarte
    http://www.die-gesundheitskarte.de/
    * Website der gematik
    http://www.gematik.de/

  • 13.02.2006 / LOKALAUSGABE / ESSEN

    Ärzte sehen bei dieser Karte rot

    GESUNDHEIT / Mediziner lehnen die elektronische Gesundheitskarte vorerst ab.


    Eigentlich könnte die Essener Wirtschaftsförderung in diesen Tagen eine gute Nachricht verkünden: Essen und Bochum haben einen weiteren Schritt in die Zukunft der Medizin getan. Waren die Nachbarstädte vor wenigen Wochen als eine von acht Testregionen für die Einführung der elektronischen Gesundheitskarte ausgeguckt worden, so steht heute fest: Essen/Bochum ist eine von drei Regionen, die auch die zweite Stufe der elektronischen Patientenkarte testen werden.

    Doch ausgerechnet jetzt proben die Ärzte in Essen den Aufstand gegen diese Zukunftshoffnung. Die Essener Wirtschaftsförderung nimmt das Problem so ernst, dass sie heute das Gespräch sucht mit Dr. Hans Uwe Feldmann, dem Chef der Essener Ärztekammer. Bereits am Montag debattierte die Projektgesellschaft mit Vertretern der Ärztekammer Nordrhein und der Kassenärztlichen Vereinigung die neue Situation.

    "Wir lehnen die Einführung der Elektronischen Gesundheitskarte ab", heißt es im Punkt 9 der am vergangenen Mittwoch von mehreren hundert Ärzten einstimmig verabschiedeten Protestresolution (die NRZ berichtete). Garantien zum Datenschutz und eine klare Kosten-Nutzen-Analyse fehlen den Medizinern für die Karte. Diese soll helfen, den Papierkrieg zwischen Haus- und Fachärzten, Kliniken und Apotheken zu vereinfachen.

    Kein Wunder, dass Essen als "Gesundheitsstadt" bei diesem Projekt gern vorneweg marschieren würde. "Ich erhoffe mir davon langfristig qualitative Vorteile für die Versorgung der Bevölkerung und daraus folgend ökonomische Wettbewerbsvorteile für die Einrichtungen des Gesundheitswesens", so Leif Grundmann, bei der EWG für den Bereich Medizin zuständig.

    Doch die Ärzte fürchten das exakte Gegenteil: Rund 5000 Euro müsse jede Praxis in neue Computertechnik investieren und vermutlich Jahr für Jahr 1000 Euro zurücklegen, um technisch auf dem neuesten Stand zu bleiben, fürchtet Ludger Wollring, stellvertretender Vorsitzender der Ärztekammer Essen. Das System sei kompliziert und unausgereift. Er fühle sich an die Geburt des LKW-Mautsystems "Toll -Collect" erinnert.

    Wer mühelos tut, was anderen Mühe macht, hat Talent; wer tut, was dem Talentierten unmöglich ist, hat Genie