Thema des Monats Juni 2006: Schulische Weiterbildung I

    • Offizieller Beitrag

    Die Ausbildung ist geschafft. Doch was nun? In diesem Thema des Monats erfährst du, welche Möglichkeiten zur weiteren Qualifikation im schulischen Bereich es gibt.


    Je nach Zugangsvoraussetzung, sprich Schulabschluss gibt es verschiedene Möglichkeiten, sich weiter zu bilden. Leider sind in Deutschland die Schulsysteme in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich geregelt. Je nachdem können die angebotenen Schulformen, Fächer, Zugangsvoraussetzungen und Bezeichnung der Schulabschlüsse in Eurem Bundesland variieren. Am besten Informiert ihr euch bei Interesse bei Eurer jeweiligen Agentur für Arbeit.
    Bei allen Schulformen wird von staatlichen Schulen ausgegangen, bei privaten Einrichtungen, die meist schulgeldpflichtig sind, können andere Zugangsvoraussetzungen vorherrschen.


    Bei allen schulischen weiterführenden Schulen sollte des Ansporn da sein, etwas für die Schule zu tun, ohne Mühe kein Lohn. Wem die Schule leicht gefallen ist und wer Spaß am Lernen hat, ist dies wahrscheinlich der perfekte Weg, sich weiterzubilden.


    Qualifizierender Hauptschulabschluss (Quali)


    Mit einem Notenschnitt von 2,2 (oder besser) in den 6 Prüfungsfächern besteht die Möglichkeit, mit Besuch der 10. Klasse die mittlere Reife nachzuholen. [stopper]


    Mittlere Reife:


    Die Mittlere Reife bietet von allen drei Schulabschlüssen die meisten Weiterbildungsmöglichkeiten.


    Fachgebundene Hochschulreife/ allgemeine Hochschulreife (Abitur)
    Berufsakademie
    Studium


    Weiterbildungsmöglichkeiten mit der Mittleren Reife


    1.) Fachoberschule (FOS)


    Die FOS bietet Schülern ohne abgeschlossene Berufsausbildung in 2jähriger (Klasse 11 und 12) und Schülern mit abgeschlossener Berufsausbildung in einjähriger Schulzeit (Klasse 12) in Vollzeit die Möglichkeit, eine Fachhochschulzugangsberechtigung, die Fachhochschulreife, zu erwerben. Mit dieser ist das Studium an Fachhochschulen und Berufsakademien (nach bestandener Zugangsprüfung) möglich, jedoch nicht an Universitäten. (Mehr zu Studium ohne allgemeiner Hochschulreife oder Fachhochschulreife siehe Punkt 7.)


    Bei 2jährigen Besuch der FOS findet in der 11. Klasse neben dem Schulbesuch ein halbjähriges, von der Schule betreutes Praktikum statt, in dem eine praktische Arbeit und Praktikumsheft angefertigt werden. Bei der 1jährigen FOS findet aufgrund der abgeschlossenen Ausbildung kein Praktikum statt. In einige Bundesländern gibt es in der 11. Klasse eine Probezeit, bei der in den Fächern bestimmte Noten erreicht werden müssen.


    Zugangsvoraussetzung
    Notendurchschnitt auf dem Mittleren Reife Zeugnis 2,5 oder besser. In den Hauptfächern Deutsch, Mathe und erste Fremdsprache darf keine Note schlechter als 4 sein. Zusätzlich muss die zweite Fremdsprache muss für die 2jährige FOS mindestens die Note 4 sein.
    Ebenfalls zulässig ist eine Versetzungszeugnisse in die Oberstufe vom Gymnasium. (=Fachoberschulreife).
    In einigen Bundesländern (z.B. Sachsen) muss bei der FOS Gestaltung zusätzlich noch ein zweiteilige Eignungsprüfung bestanden werden.


    Fremdsprachen
    Bei jeder weiterführende Schule sollte die erste Fremdsprache mindestes 4 Jahre gelernt und mit mindestens Note 4 abgeschlossen wurden sein. Für die Fachgebundene Hochschulreife oder Abitur muss eine zweite Fremdsprache mindestens 4 Jahre und mit mindestens 4 abgeschlossen wurden sein. Es besteht auch die Möglichkeit, bei einer Nichterfüllung der Voraussetzung, die Sprachkenntnisse durch eine Zusatzprüfung nachzuweisen.


    FOS gibt es in sechs Ausbildungsrichtungen. Je nach Fachrichtung werden spezielle Fächer unterrichtet, in denen auch die 4 Prüfung am Ende der 12. Klasse abgelegt wird. Die anderen drei prüfungsrelevanten Fächer sind Deutsch, Mathe und eine Fremdsprache, meist Englisch.
    In den drei Hauptfächern wird je eine schriftliche Prüfung abgelegt, in der ersten bzw. zweiten Fremdsprache neben der schriftlichen auch eine mündliche Prüfung.
    Je nach Bundesland können die angebotenen Fächer variieren.


    Folgende Richtungen werden angeboten:
    FOS Agrarwirtschaft
    Fächer: Biologie, 4. schriftliches Prüfungsfach: Biologie


    FOS Gestaltung
    Fächer: Sozialkunde/Religion, Gestaltungslehre
    4. schriftliches Prüfungsfach: Darstellung
    Sport, Physik/Chemie, div. Kurse je nach Schule;


    FOS Gesundheit
    Fächer: med. Grundlagen, BWL im Gesundheitssektor;
    4. schriftliches Prüfungsfach: med. Grundlagen o. BWL/RW


    FOS Sozialwesen
    Pädagogik/Psychologie
    4. schriftliches Prüfungsfach: Pädagogik/Psychologie
    FOS Technik
    Fächer: Mathematik, Physik
    4. schriftliches Prüfungsfach: Physik oder Technik


    FOS Wirtschaft, Verwaltung und Rechtspflege
    Fächer: BWL mit RW, Rechtslehre
    4. schriftliches Prüfungsfach: Betriebswirtschaftslehre mit Rechnungswesen (RW)


    Die Schule kann in den unterschiedlichen Fachrichtungen entscheiden, ob in der 12. Klasse Physik oder Chemie als Naturwissenschaftliches Fach angeboten wird. Je nach Studienwunsch sollte das bei der Wahl der Fachrichtung oder Schule berücksichtigt werden.
    Z.B. wenn die FOS in der 12 Klasse Chemie anbietet, gestaltet sich ein Ingenieur-technischer Studiengang schwierig.


    Laut wikipedia.de besteht seit 2 Jahren in Nordrhein-Westphalen die Möglichkeit, hier in der 13. Klasse auch das Abitur abzulegen, dazu muss jedoch neben der ersten Fremdsprache eine zweite Fremdsprache vorhanden sein, ansonsten schließt man mit der fachgebundenen Hochschulreife ab.


    Während des Schul-Besuchs kann das so genannte Schüler-Bafög beantragt werden, das nicht zurückgezahlt werden muss.


    2.) Berufsoberschule (BOS)


    Die BOS wendet sich an Schüler mit abgeschlossener Berufsausbildung und mittlerer Reife oder mindestens 5 jähriger Berufserfahrung ohne Schulabschluss.
    Ähnlich wie bei der FOS besteht die Möglichkeit, die Fachhochschulreife. Fachgebundene Hochschulreife und allgemeine Hochschulreife (Abitur) zu erwerben.
    Die Schulzeit besteht aus 3 Klassenstufen in Vollzeitunterricht. Die Fachrichtung richtet sich nach den gelernten Beruf. Der Besuch einer anderen Fachrichtung ist nicht möglich.


    Für Schüler, die ihre mittlere Reife in der Berufsschule beispielsweise über ein Berufsvorbereitendes Jahr oder durch die Ausbildung erworben haben, gibt es die so genannte Vorklasse. Sie findet unter der Woche abends oder samstags statt mit den Fächern Deutsch, Englisch und Mathematik statt. Die Vorklasse kann dadurch schon während des letzten Ausbildungsjahres besucht werden. Somit ist ein nahtloser Anschluss an die Klasse BOS 12 nach der Ausbildung möglich. Die Vorklasse ist bestanden, wenn man in keinem Fach schlechter als 4 ist. Mit bestandener Vorklasse entfällt die Probezeit der BOS 12.


    Mit erfolgreichen Abschluss der BOS 12 erhält man die Fachhochschulreife, die zum Studium an Fachhochschulen berechtigt. Schüler die weder die o.g. Vorstufe oder Vorklasse besucht haben, haben eine Probezeit von 3 Monaten. Diese gilt als bestanden, wenn der Notenspiegel maximal eine Note 5 und keine Note 6 vorweist.


    Nach der BOS 12 kann in der BOS 13 mit der Belegung der zweiten Fremdsprache als Wahlfach die Fachgebundene Hochschulreife erworben werden.


    Fachrichtungen
    Wirtschaft
    für Schüler mit kaufmännischer Berufsausbildung (z. B. Industriekaufleute)
    Unterrichtsfächer: Religionslehre/Ethik, Deutsch, Englisch, Mathematik, Geschichte, Sozialkunde, Betriebswirtschaftslehre mit Rechnungswesen (BWR), Volkswirtschaftslehre, Wirtschaftsinformatik, Technologie
    Prüfungsrelevante Fächer: Deutsch, Englisch, Mathematik, BWR


    Technik
    für Schüler mit technischer Berufsausbildung (z. B. Elektriker)
    Unterrichtsfächer: Religionslehre, Deutsch, Englisch, Mathematik, Geschichte, Sozialkunde, Physik, Chemie, Technologie/Informatik
    Prüfungsrelevante Fächer: Deutsch, Englisch, Mathematik, Physik


    Sozialwesen
    für Schüler mit Berufsausbildung im sozialen Bereich (z. B. Krankenpfleger)
    Unterrichtsfächer: Religionslehre / Ethik, Deutsch, Englisch, Mathematik, Geschichte, Sozialkunde, Pädagogik/Psychologie, Chemie, Biologie, Wirtschaftslehre, Rechtslehre
    Prüfungsrelevante Fächer: Deutsch, Englisch, Mathematik, Pädagogik und Psychologie


    Agrarwirtschaft
    für Schüler mit Berufsausbildung im Bereich Agrar (z. B. Bäcker)
    Unterrichtsfächer: Religion/Ethik, Deutsch, Englisch, Geschichte, Sozialkunde, Mathematik, Physik, Chemie, Biologie, Wirtschaftslehre, Technologie/Informatik
    Prüfungsrelevante Fächer: Deutsch, Englisch, Mathematik, Biologie


    Während des Schul-Besuchs kann das so genannte Schüler-Bafög beantragt werden, das nicht zurückgezahlt werden muss.


    3.) Fachschulen


    Fachschulen dienen ebenfalls der beruflichen Weiterbildung. Zugangsvoraussetzung sind entweder mindestens 5 Jahre Berufserfahrung oder eine abgeschlossene Ausbildung mit mindestens einjähriger beruflicher Tätigkeit in dem gelernten Tätigkeitsbereich und den Berufschulabschluss (d.h. seine Berufsschulpflicht erfüllt hat) besitzt sowie die Fachoberschulreife (=Versetzung in die 11. Klasse mit einem Notenschnitt von 2,5 oder besser auf dem Abschlusszeugnis der 10. Klasse)
    Die einjährige berufliche Tätigkeit kann auch während des Besuches der Fachschule angerechnet werden, somit kann die Fachschule auch direkt nach der Ausbildung besucht werden.


    Die Dauer beträgt - je nach Bildungsgang- 4 Jahre (8 Semester) berufsbegleitend bzw. 2 Jahre (4 Semester) bei Vollzeit. Der Besuch kann auch berufsbegleitend abends und am Wochenende neben der beruflichen Tätigkeit stattfinden.
    Ist die Fachhochschulreife vorhanden (z.B. durch Besuch einer FOS oder BOS), kann der Schulbesuch auf 3 Jahre (6 Semester) verkürzt werden.


    Mit erfolgreichen bestehen der schriftlichen und mündlichen Abschlussprüfung erhält man, je nach Fachrichtung z.B. den Titel [k]Staatlich geprüfte(r) Erzieher(in)/ Techniker(in)/ Betriebswirt(in) [/k]
    Neben der beruflichen Abschluss besteht auch die Möglichkeit für Schüler mit mittlerer Reife, die Fachhochschulreife zu erwerben.


    4.) Fachakademien (FA)
    Fachakademien sind vor allem in Bayern weit verbreitet. Meist sind dies private Einrichtungen im Pflege – und sozialwissenschaftlichen Bereich oder tätig, so beispielsweise kann man dort Erzieherin/zum Erzieher, zur Heilerziehungspflegerin/zum Heilerziehungspfleger, zur Heilpädagogin/zum Heilpädagogen, Kosmetiker/in und zur Diakonin/zum Diakon.
    Die Schulform ist meistens in Vollzeit und Zugangsvoraussetzung ist die mittlere Reife.


    5.) Berufliches Gymnasium
    Das Berufliche oder auch Fachgymnasium führt in 3 Jahren zur allgemeinen Hochschulreife (Abitur), die zum Studium an Universitäten und Fachhochschulen berechtigt. Der Unterricht findet in Vollzeit statt und in Fachrichtungen wie Technik, Wirtschaft, Sozialpädagogik, Gesundheit/Pflege, Agrarwirtschaft, Ernährung, Hauswirtschaft, u.ä. statt. In den verschiedenen Fachrichtungen können Schwerpunkte mit Hilfe von Wählfächern und durch Profile festgelegt werden.


    Je nach Bundesland gibt es jedoch Unterschiede bei den angebotenen Fachrichtungen und Spezialisierungen.


    Während des Schul-Besuchs kann das so genannte Schüler-Bafög beantragt werden, das nicht zurückgezahlt werden muss.


    6.) Berufsakademie (BA)
    Bei den BAs findet der Unterreicht je zur Hälfte in der Studienakademie und im Unternehmen statt.


    Vorrausetzung zur Aufnahme sind ein Vertrag mit dem ausbildenden Unternehmen, den der Student mit dem Unternehmen vor der Ausbildung angeschlossen haben muss. Abgeschlossene berufliche Ausbildung mit mindestens 3 Jahre Berufserfahrung sowie bestehen der Zugangsprüfung.
    Mit allgemeine Hochschulreife bzw. fachgebundener Hochschulreife muss der Student nur einen Vertrag mit dem Unternehmen vorweisen.
    Kandidaten mit Fachhochschulreife müssen neben den abgeschlossen Vertrag mit einem Unternehmen auch die Zugangsprüfung bestehen.
    Der Vorteil der BAs sind eine großer Praxisbezug und während der 3-4 jährigen Ausbildungszeit verdient man durch die Arbeit bei dem Unternehmen auch Geld. Die Studiengänge sind in dreimonatige Praxis und Theorieteile gegliedert, die im Unternehmen und der Berufsakademie stattfinden.
    Bas sind keine Hochschulen, die Abschlüsse werden mit dem Zusatz (BA) versehen, z.B. [k]Bachelor of Business Administration (BA).[/k]



    7.) Studieren ohne Abitur oder Fachhochschulreife


    In Deutschland besteht die Möglichkeit, auch ohne (Fach-)Hochschulzugangsberechtigung zu studieren. Doch eins vorneweg: Die Voraussetzungen sind hoch. Für Universitäten gilt:


    Abgeschlossene Berufsausbildung, die zum gewünschten Studiengang passt und mindestens 3 Jahre Berufserfahrung im gelernten Beruf. Zeiten für Wehr- und Zivildienst und Erziehungszeiten können jedoch angerechnet werden und Bestehen einer fünfteiligen Zugangsprüfung.
    Am Anfang der Prüfung steht meist ein 30- bis 45 minütiges Gespräch zum studienbezogenen Allgemeinwissen. Danach folgen vierstündige schriftliche Tests in den Fächern Deutsch, Mathe und einer Fremdsprache sowie eine Klausur in einem studienbezogenen Fach wie beispielsweise Physik, Chemie oder Wirtschaft.


    Auch an Fachhochschulen ist es nicht viel einfacher:
    Mindestvoraussetzung Abschluss Fachhochschulreife, erworben an FOS oder Fachschule. Die Prüfungsteile sind die gleichen wie an den Universitäten. Je nach Universität/Fachhochschule und Bundesland, kann der 5 Prüfungsteil auch um eine Aufnahmeprüfung (bei künstlerischen Studiengängen) oder Eignungsfeststellungen handeln.



    Mehr zum Thema Studium gibt es im Thema des Monats Juli: schulische Weiterbildung II


    Fragen zum Thema bitte in diesem Topic stellen.


    Dieser Beitrag wurde nach bestem Wissen und Gewissen verfasst, Irrtümer vorbehalten.


    Quellen: http://de.wikipedia.org und Artikel der Freien Presse vom 22. April 2006 sowie eigene Erfahrung.

    "Ich bin nicht weise, dafür bin ich zu intelligent. Ich weiß zu viel um irgendetwas anderes zu empfinden als blankes, panisches Entsetzen."

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