Einführung der Selbstverbuchung und ihre Folgen

  • Liebe Kolleginnen und Kollegen, leider kann man über die tatsächlichen Folgen der Einführung der Selbstverbuchung im Hinblick auf die Entwicklung der Benutzerzahlen wenig authentische Angaben finden. Es liegt auf der Hand, dass die Industrie, die ihre teuren Geräte verkaufen will, auch mit entsprechenden Statistiken aufwartet; und auch die Bibliotheksleitungen sind natürlich daran interessiert, die Investition in RFID-Umstellung und Selbstverbucher als "großen Wurf" darzustellen. Nur unter der Hand habe ich aber beispielsweise gehört, dass einer Stadtbibliothek in Baden-Württemberg nach Einführung der Selbstverbuchung (kein Personal mehr an der Theke!) erst einmal ein Viertel der Leserschaft weggebrochen ist (nämlich die Zielgruppe der "älteren Leute"). - Was habt Ihr für Erfahrungen gemacht? Vielen Dank für Eure Hinweise.

  • Hallo,
    ich habe bis vor 2 Monaten in einer Stadtbücherei gearbeitet, die noch gar nicht so lange auf RFID-Selbstverbuchung umgestellt hat und ich konnte mich damit gar nicht anfreunden. Besonders die älteren Leute kamen mit den Geräten gar nicht gut zurecht und haben den Kontakt zu den Mitarbeitern der Ausleihtheke vermisst. Leider weiß ich nicht, ob die Leserschaft weggebrochen ist, da die Selbstverbuchung noch nicht so lange eingeführt war.
    Die FaMIs saßen eigentlich nur noch an der Theke, damit Hilfestellung am Selbstverbuchungsgerät geleistet werden konnte. Was als angebliche "Arbeitserleichterung" gedacht war, hat mich persönlich nur noch frustriert und ich konnte auch die Nutzer verstehen, die sich mit dem Ding nicht anfreunden konnten. Ich bin ehrlich gesagt froh, dass ich jetzt in einer kleinen Behördenbibliothek arbeite.

  • ich arbeite erst seit einem Jahr als Fami, aber ich habe auch schon bemerkt, dass es da Vor- und Nachteile gibt.
    Wir besitzen in unserer Zentralbibliothek mehrere Selbstverbucher und einen Rückgabeautomat. Letzterer wird gern genutzt, da er 7 Tage die Woche von 6Uhr morgens bis 23 Uhr für die Leser zur Verfügung steht. Leider ist das mit den Selbstverbuchern nicht so der FAll.
    Von vielen älteren aber auch ein Teil der jüngeren Generation dürfte ich mir folgendes anhören:
    "Wie können Sie denn diese Geräte unterstützen? Das ist wie bei der Post und dann sind ihre Arbeitsplätze weg. Ich werde mich nicht an diese Geräte stellen, weil ich Ihren Job erhalten möchte."
    Teilweise sind die Leute dann auch sehr laut geworden, als ich oder die Kollegen versucht haben zu erklären.
    Wir haben immer noch immer (zusätzlich zu den Selbstverbuchern) herkömmliche Verbucher an dem die Famis stehen. Die Plätze sind immer voll und mit einer langen Schlange.
    Ich denke nicht, dass die Leserschaft weggebrochen ist. Sie benutzten jetzt eben nur lieber die kleinen Stadtteilbibliotheken, in dennen wir noch keine Selbstverbucher eingeführt haben.

  • Also ich finde, dass mit den Arbeitsplätzen ist teilweise ja auch relativ. Denn Automaten machen ja nicht selbstständig die Beschaffung, oder Foliierung, das Reponieren und und und. In einigen Bibliotheken sind das doch gute Entlastungshilfen, für euch. Also so sehe ich das zumindest.
    In solchen Einkaufsmärkten wie Real finde ich es eine unverschämtheit, dass die solche Selbstbezahlterminals aufgebaut haben. DIE nehmen Arbeitsplätze weg. Ich weis, das weicht etwas vom egentlichen Thema ab, aber ich wollte das hier nur mal als Vergleich bringen ^^ :)

    :baby:


    Wer schreibt, der bleibt.
    (Spruch einer Freundin von mir, die sich leider nicht mehr meldet... )
    ま ま
    あなたが恋しいです

  • Nun ja, die Anschaffung solcher Geräte für eine große Stadtbibliothek oder Unibibliothek kann ich ja noch verstehen - ich habe aber in einer ziemlich kleinen Bücherei gearbeitet, da macht sowas meiner Meinung nach wenig Sinn. Je nachdem hat sich die Schlange ja trotzdem an meiner Theke gebildet und die Geräte waren halt sehr fehlerlastig - war für mich keine Arbeitserleichterung, ich musste wegen jedem Piep hinrennen, da kannst Du dich dann kaum auf andere Sachen, die du erledigen möchtest, konzentrieren. Ich hab einfach nur gedacht: "Wenn ich das dem Leser jetzt direkt verbucht hätte, wäre das nicht passiert und es würde schneller gehen". Naja, ich bin da vllt ein bisl altmodisch, aber an kleinen Büchereien finde ich Selbstverbuchungsgeräte nicht gerade optimal. ;)

    @porky: genau die gleichen Erfahrungen hab ich auch gemacht - die Leser haben sich um unsere Jobs gesorgt und halt den Kontakt an der Ausleihtheke sehr vermisst, da dieser logischerweise nicht mehr so war wie ohne das Gerät

  • wir werden wahrscheinlich auch bald eine anlage anschaffen. ehrlich gesagt habe ich dem gegenüber noch viele zweifel. klar, wenn es richtig läuft kann es arbeitserleichterung bringen und wenn der betrieb mitspielt, kann man sich dann mit anderen dinge beschäfigen. aber leider gibt es da wohl noch viele fehler und viele nutzer möchen lieber persönlichen kontakt...

    "Von seinen Eltern lernt man lieben, lachen und laufen. Doch erst wenn man mit Büchern in Berührung kommt, entdeckt man, dass man Flügel hat." Helen Hayes

  • Hi,
    bin jetzt in den letzten Atemzügen meiner Ausbildung und wir haben im November 2009 RFID eingeführt und im Zuge dessen auch einen (!) Selbstverbucher angeschafft. Dieser wird von den Lesern nicht angenommen (höchstens mal von experimentierfreudigen 10-jährigen) und ist jetzt schon seit Wochen defekt und keinen störts...
    Anschaffung hat sich meiner Meinung nach eher weniger gelohnt...den Lesern ist bewusst, dass sie unsere Arbeitsplätze gefährden, wenn sie den Selbstverbucher nutzen, statt an die Theke zu kommen. Zudem ist die Bedienung auch nicht ganz sooo einfach, unsere Bibliothekare an der Auskunft haben da immer ein Auge drauf, besonders wenn Minderjährige die Anzahl für Medien überschreiten (max 5 CDs), bekommen sie das am Selbstverbucher nicht mit (was zu Piepsen führt), wir an der Theke haben da eher ein Auge drauf...
    Naja, so sind wir nicht überflüssig ;)

    LG

    "Bücher müssen schwer sein, weil die ganze Welt in ihnen steckt"
    Tintenherz (Cornelia Funke)

    Mein Standartspruch, wenn die Leser jammern, weil sie so viele schwere Bücher schleppen müssen!!!
    PS: http://www.literaturschock.de/fanshop.php
    Da macht shoppen Spass!!

    Einmal editiert, zuletzt von 20Fami10 (8. Juni 2010 um 20:12)

  • Ich leih privat in der Stabi Mannheim aus, und wenn ich nicht grad vorbestellte Sachen abhol, die von Personal verbucht werden nutz ich den Automaten und muss manchmal sogar, hört hört, ne weile anstehen. Auch Ältere nutzen ihn und finden ihn gut. Sie lassen sich ihn erklären und dann ist es ja auch recht einfach. Dafür nimmt sich das Personal mehr Zeit um Sachen zu erklären, einem Bücher zu zeigen die man nicht findet oder Fragen zu beantworten. Dort sind die Automaten gut angenommen worden. Also im großen und ganzen ein Erfolg. Sonst kenn ich es auch diversen MPG-Bibs, alle recht klein, spezialwissenschaftlich und meist auch rund um die Uhr offen. RFID gibt es nich überall aber wenigstens Selbstverbucher (so wie in meiner Ausbildungsbib und meiner jetzigen Arbeit), dort werden sie auch sehr gut genutzt. Da sind die Wissenschaftler aber auch selbständiger...

    Es gibt viele schreckliche Anblicke im Multiversum. Doch für eine Seele, die an den subtilen Rhythmus einer Bibliothek gewöhnt ist, existiert kein schrecklicherer Anblick als ein Loch dort, wo sich eigentlich ein Buch befinden sollte.