FAMI Umschulung betrieblich oder überbetrieblich

  • Hallo, habe mit 45 Jahren endlich eine Umschulung genehmigt bekommen und sofort das Erstbeste genommen. Ich wollte vernünftig sein und mich nur nach der Arbeitsmarktlage orientieren, also Steuerfach, das wird immer gesucht. Leider komme ich mit der enormen, eigentlich ausschließlichen, Zahlenlastigkeit nicht klar. Mit Mühe folge ich noch, aber es soll sich alles noch steigern und weiter verwzeigen, so dass ich denke, ich werde es hier nicht bis zur Prüfung schaffen und überhaupt.
    Daher meine Überlegung, die Umschulung zu wechseln, falls das noch geht.
    Ich hatte vor Umschulungsbeginn auch die Möglichkeit der Umschulung zur FAMI in einem Archiv als so genannte betriebliche Einzelumschulung, leider ohne Gehalt. Habe mich anders entschieden, da der FAMI irgendwie wohl gar nicht auf dem Arbeitsmarkt auftaucht. Da ich nun doch meinen Neigungen folgen will, also eher zur FAMI als zur Steuerfachangestellten tendiere, frage ich, welche Umschulung wäre zu bevorzugen: die betriebliche Einzelumschulung oder eine schulische Umschulung über einen Weiterbildungsträger, konkret: indisoft? Und: ist der Beruf inhaltlich interessant oder doch pure Verwaltungsarbeit, wo Denkleistung (nicht abwertend gemeint, sondern, dass dies im Beruf nicht gefordert wird, nur ausführende Tätigkeit gefordert wird) nicht gefordert wird? Sobald ich auf jemanden mit akademischer Vorbildung im geisteswissenschaftlichen Bereich stoße, rät der mir definitiv von der Ausbildung zur FAMI ab, da dort keine Möglichkeit der inhaltlichen Beschäftigung mit dem Gebiet, in dem man als FAMI tätig ist, möglich ist. Ich denke, ich würde den Schritt jetzt trotzdem wagen wollen, da ich hoffe, durch Zusatzweiterbildung doch einen vertieften Einblick und auch Beschäftigungsmöglichkeiten zu erhalten. Freue mich über Feedback und Antorten! Vielen Dank! Grüße espen

  • Hallo espen,


    interessant ist der Beruf auf jeden Fall... meistens muss man sogar für andere mitdenken :daumen2:


    klar, FaMI ist eher in spezielleren Bereichen zu finden. Wobei man mit der Ausbildung auch in sämtlichen Verwaltungsbereichen eingesetzt werden kann. Z.B. als Sachbearbeiter. Es spielt sich auch vieles im verwaltungstechnischen Bereich ab- jedoch kommt es dabei darauf an,
    wie „nah“ man am Benutzer eingesetzt wird. Ob im Lesesaal, an der Info oder ob man reine Verzeichnungsarbeit macht. Meiner Erfahrung nach machen FaMIs eher eine flachere Erschließung (im Vergleich zu Menschen mit Studium) dafür agieren wir fächerübergreifender. Ich z.B. sitze im Lesesaal und bin Mädchen für alles. Wobei ich mir sehr viele Kenntnisse in sämtlichen Bereichen aneignen konnte. Und ich habe auch eigene Entscheidungskraft (natürlich wie überall bis zu einem gewissen Punkt).
    Meine persönliche Meinung: Es ist meistens besser, einen Betrieb im Rücken zu haben.
    Rein schulisch mit eventuellen Praktika hat oft den Nachteil, zu wenig Praxis mit zu bekommen.


    Ich wünsche dir viel Erfolg bei der Entscheidung und eventueller Umschulung!


    Gruß aus dem Lesesaal

    Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast... !

  • Hallo Frau_Lesesaal, vielen Dank für die ausführliche Antwort! Das klingt doch alles sehr interessant. Jetzt kann ich nur hoffen, dass das mit der Umschulung bzw. dem Wechsel überhaupt klappt. Danke auch für die guten Wünsche diesbezüglich! Ich tendiere auch schon deswegen zur betrieblichen Ausbildung, da das ein konkretes Angebot ist und ich dafür eigentlich schon eine Genehmigung hatte. Grüße espen

  • Als Person, die gerade eine überbetriebliche Umschulung in der Richtung Bibliothek macht, sage ich: Wenn du die Möglichkeit einer betrieblichen Umschulung hast, dann nutze sie. Ich kenne "indisoft" zwar nicht, aber wenn es bei diesem Träger ähnlich abläuft wie hier, dann hättest du in einem Betrieb definitiv mehr Praxiserfahrung. Und die ist später bei Vorstellungsgesprächen mitunter ausschlaggebend. Ich frage ein paar Threads weiter unten nicht umsonst, wie viele Teilnehmer überbetrieblicher Umschulungen später tatsächlich einen ausbildungsbezogenen Job gefunden haben.


    Bezüglich der Frage, ob du überhaupt noch wechseln kannst: Bei mir im Kurs haben zwei Teilnehmer nachträglich die Umschulung gewechselt. Wie schnell, flüssig und ob das überhaupt klappt, hängt dabei von mehreren Faktoren ab:


    1. Was war der ursprüngliche Grund für die Genehmigung zur Umschulung. Gibt Menschen, da ist klar, dass sie z.B. gut im Büro bzw. am Computer untergebracht sind und Wackelkandidaten, bei denen es letztendlich doch mal "versucht" wird.


    2. Wer ist der Kostenträger. Ich weiß jetzt zwar nicht mehr, wer die strengeren Maßstäbe ansetzt, Jobcenter oder Rentenversicherung, aber da gibt es wohl Unterschiede.


    3. Wie lange läuft deine jetzige Umschulung schon. Jemand, der nach 2 Wochen oder gerne auch noch nach dem ersten Praktikum wechseln will, hat natürlich bessere Chancen, als jemand, der dies 4 Wochen vor der Abschlussprüfung möchte. Irgendwie aber auch verständlich, die Umschulung kostet den Kostenträger ja auch eine Menge. Ist die Umschulung schon weit voran geschritten, lässt er es also vermutlich auch eher mal darauf ankommen.


    4. Wie begründest du deinen Wechselwunsch. Das ist meiner Meinung nach der ausschlaggebende Punkt. Es wird vermutlich zu einem Dreiergespräch zwischen einem Vertreter deines jetzigen Umschulungsortes, einem Vertreter des Kostenträgers und dir kommen. Je stichhaltiger deine Argumente sind, desto weniger kann man dagegen vorbringen. Da kann es dann auch hilfreich sein, sich vorab eine Liste mit Argumenten zu erstellen und diese dann zum Gespräch mitzunehmen.


    PS: Ich habe mir die Homepage des Anbieters indisoft gerade mal angeschaut. Sicher, dass von denen auch die Fachrichtung Archiv angeboten wird? Auf der Homepage ist nämlich nur die Fachrichtung IuD mit Starttermin Mitte Februar vermerkt.

  • Hallo Sternenfänger, vielen Dank auch für deinen Beitrag! Wo machst du denn deine überbetriebliche Ausbildung im Bereich Bibliothek? Und wie hast du es erreichen können, oder ist es eine Erstausbildung? In Berlin gibt es wohl nur "indisoft" und nur, wie du auch schreibst, in der Richtung Information und Dokumentation. Ich denke, dass man sich mit dieser Ausrichtung eine breitere Auswahl an Stellenangeboten im Anschluss erhofft, also nicht nur bei öffentlichen Trägern, wo die Stellen wohl nicht in so großer Zahl vorhanden sind und wenn, dann mit eigenen Auszubildenden besetzt werden. Gern würde ich für das Gespräch mit dem Jobcenter eine Liste mit Argumenten für die Umschulung machen und würde mich dabei über Unterstützung freuen. Welche guten Argumente gibt es für diese Ausbildung? Dass sie mich interessiert, reicht wohl nicht. Das supergute Argument ist ja immer, dass dieser Beruf gesucht wird und es daher gute Einstellungschancen gibt. Aber das ist für den FAMI wohl nicht so offensichtlich wie bei der Steuerfachangestellten. Leider ist die zuständige Person des Archivs, das mir eine betriebliche Umschulungsmöglichkeit zugesagt hatte aktuell im Urlaub und ich habe am Montag schon den Termin beim Jobcenter. So kann ich von Seiten des Archvis nichts vorweisen. Bei der vorherigen Vermittlerin war es gar kein Problem, warum auch immer, ausnahmsweise hatte ich mal Glück, so schien es mir. Sie stimmte der Umschulungsmöglichkeit zu und es gab auch schon einen Kontakt mit dem Archiv. Die jetzige Vermittlerin will wieder alles noch einmal belegt bekommen und meinte gleich, der FAMI wird doch nicht gesucht. Daher: wenn du gute Argumente weißt, freue ich mich, wenn du sie mitteilen könntest. Vielen Dank! Viele Grüße espen

  • Ich mache meine Umschulung in Bad Wildbad, das ist das einzige BFW in Deutschland, dass diese Umschulung überbetrieblich anbietet. In wieweit indisoft die Fachrichtung IuD ausgewählt hat, weil es da vermehrt Arbeitsstellen gibt, kann ich nicht beurteilen. Ich guck immer nur im Bibliothekssektor, wenn auch rein interessehalber, weil es bei mir bis zum Abschluss noch ein Jahr hin ist. Ich denke aber eher, dass es diese Fachrichtung geworden ist, weil sich den noch kein Konkurrent "geschnappt" hat. Hier im BFW sitzen Bibliothek und medizinische Dokumentation gemeinsam im Unterricht. Mein Kurs ist da noch relativ klein, aber größer als ca. 15 Personen werden die Kurse selten. Es machen also meist nicht mehr als 5-6 Leute die Umschulung in der Fachrichtung Bibliothek. Und hierher kommen tatsächlich Leute aus dem ganzen Land. Daher macht es Sinn, dass sich indisoft etwas gesucht hat, was es so bisher noch nicht gibt.


    Wie ich meine Umschulung gerechtfertigt habe? Nun, meine Ausgangslage ist ja ganz anders, das lässt sich kaum vergleichen. Ich bin noch unter 30 und habe krankheitsbedingt bisher noch keine abgeschlossene Ausbildung. Ich glaube, da ist das Jobcenter noch mal etwas kulanter. Außerdem war ich zum Zeitpunkt des Erstgesprächs in einer beruflichen Rehamaßnahme und habe dort im Büro gearbeitet, sowie ein einmonatiges Praktikum in einer öffentlichen Bibliothek und das entsprechende Zeugnis in der Tasche. Einen fast 20-seitigen Bericht, der mir bestätigte, dass ich für Büro- und Verwaltungstätigkeiten gut geeignet bin, hatte ich auch noch dabei.


    Wichtig war aber auch: Der Sachbearbeiter hatte keine Ahnung, was ein FaMI ist. Ich bn ja der Meinung, dass man vieles schaffen kann, wenn man erst mal den Beruf gefunden hat, der einem gefällt, der zu einem passt. Aber für die Agentur zählen eben nur Statistiken. Ich wurde nämlich schon mit einem "aber Bürokauffrau wollen Sie jetzt nicht werden? Das würden wir Ihnen nämlich nicht genehmigen, da finden Sie später keinen Job" begrüßt. Als ich ihm dann von meinem Wunsch erzählt habe, hat er auf die Liste mit den existenten Umschulungsberufen geschaut und dann nur "gibt es nicht" geantwortet. Die Liste war anscheinend schon ein bisschen älter, die Umschulung damals glaube ich erst 2 oder 3 Jahre alt.


    Ich hatte damals noch alternatives Interesse an einer Umschulung zur Verwaltungsfachangestellten bekundet, auch wenn von dem Bereich eigentlich keine Ahnung hatte. Ich wollte zwar flexibel sein und auch in dem Bereich noch ein Praktikum machen, habe aber keine Praktikumsstelle gefunden. das wusste ich da aber noch nicht. Also hieß es in dem Gespräch, ich solle in den Beruf umschulen. Letztendlich ist es dann doch nur die Umschulung zum FaMI geworden, weil ich dann doch noch mal selbst gegoogelt und eben das BFW hier gefunden habe. Damit war dann aber auch klar, dass mir der Bearbeiter mit fehlerhaftem Material gegenübergetreten ist. Noch ein Eignungstest mit spätere Auswertung und die Frage wo und was ich umschule hatte sich erledigt. Zum Glück, ich habe ja dann noch ein 2 1/2 monatiges Praktikum in einer Bibliothek gemacht und wäre schon enttäuscht gewesen, wenn ich mit Verwaltungsfachangestellter ins unbekannte Wasser gestoßen worden wäre.


    Meine Erfahrung ist deshalb auch immer (und das betrifft nicht nur Gespräche zur Umschulung): Beim Jobcenter ist es immer ganz wichtig, wem du gegenüber sitzt und in welcher Stimmung die Person ist. Denn die Sachbearbeiter entscheiden oft ziemlich subjektiv. In meiner Rehaeinrichtung haben viele später eine Umschulung bzw. überbetriebliche Ausbildung gemacht. Da haben nicht immer die mit den besten Argumenten das beste Angebot bekommen. In solchen Fällen kann es dann auch ganz praktisch sein, wenn dich jemand begleitet, dessen Wort "Gewicht hat". Mich hat beim ersten Termin meine rehainterne Psychologin begleitet, die den Bericht verfasst hat und gleichzeitig Leiterin der beruflichen Reha ist. und manchmal ist es auch einfach gut, wenn überhaupt eine Vertrauensperson dabei ist, damit man manche Dinge später mit einem Zeugen belegen kann.


    Hast du denn vom Archiv nur eine mündliche Zusage oder existiert da auch etwas schriftliches? Für den Anfang würde ja erst einmal auch eine ausgedruckte Email und das Versprechen, offizielle Dokumente schnellstmöglich nachzureichen, genügen.

  • Hallo Sternenfaengerin, freue mich sehr uwber deine ausführliche Rückmeldung! Hatte gwrade meinen Termin beim Jobcenter und wurde gleich begrüßt mit der Aussage, eine Umschulung zur Fami wuerde sie (die Sachbearbeiterin) auf keinen Fall genehmigen. Da gäbe es im Anschluss keine Stellen und ich sei doch schon alt und ich haette doch bereits eine Umschulung begonnen. Wenn ich die abbrwche, kämen evtl. sogar Kosten auf mich zu. Ich haette mich doch intensiv ueber die Steuerfachangestellte informieren koennen usw.. Ich habe gesagt, wenn sie einfach nur nein sagt und mir keine Alternative anbieten kann, dann will ich mit ihrer Vorgesetzten sprechen. Sie will mir einen Termin senden.

  • Komme mit mwinem Smartphone noch nichtzurecht, daher ist meine Antwort geteilt. Du hast vollkommen Recht, es haengt immer von der Person ab, die vor einem sitzr. Wenn ich bedenke, dass ich eigentlich bereits von der anderen Sachbearbeiterin die Zusage für eine Einzelumschulung hatte, wird mir schlecht. Ich habe das Gefühl, jetzt geht es allein ums Geld.DerSteuerfachtraeger will Geld und ich bin doch statistisch so schön verwaltet. Um mich geht es jedenfalls nicht. War frueher dasArgument gegen eine Umschulung, ich hätte bereits ein Studium abgeschlossen, ist es jetzt mein Alter. Dabei sitze ich in der Steuerfachklasse neben Leuten, die teilweise jetzt den dritten Beruf erlernen. Einer hat die Ausbildung zum ach so gesuchten Touristikkaufmann erst vor knapp zwei Jahren abgeschlossen. Die zuständige Person aus dem Archiv ist leider gerade im Urlaub. So habe ich noch nichts Schriftliches. Ich bin schon ganz schoen traurig, dass mein Berufsleben von si viel Willkuer abhaengt. Ach ja, dass es auch Stellen als Putzfrau gibt, wenn ich meine Umschulung nicht weiter machen will, meinte die Sachbearbeirerin mir auch noch sagen zu muessen.