"So ein schöner Beruf - den ganzen Tag lesen"

    • Offizieller Beitrag

    Geht es euch auch manchmal so? Wenn ihr irgendwo euren Beruf angebt oder auch manche Kunden in der Bücherei kommen mit dem Spruch: "So ein schöner Beruf - den ganzen Tag nur lesen!" :megalach: Ich hole dann meistens tief Luft und versuche diese Leute aufzuklären. :rolleyes: Oder witzig ist auch, wenn mich meine Eltern gefragt haben, warum ich spätestens um 9:00 Uhr in der Arbeit sein muss, obwohl die Bücherei erst um 10:00 Uhr öffnet. :kopfklatsch:


    Welche Erfahrungen durftet ihr zu dem Bild eines Bibliotheksmitarbeiters in der Öffentlichkeit machen?


    Ich habe auch schon überlegt, ob die Bibliotheken nicht einen Tag der offenen Tür einführen sollten, bei dem die Leser durch die Abteilungen geführt werden und mal hinter die Kulissen schauen dürfen.

    «Bibliotheken in Krisenzeiten zu schliessen, ist wie Krankenhäuser während der Pest zu schliessen.»


    (aus spanischen Protestbriefen gegen die Einsparungen im Kulturbereich)



    "Viele kleine Leute an vielen kleinen Orten, die viele kleine Dinge tun,
    werden das Antlitz dieser Welt verändern"
    (Sprichwort der Xhosa)

  • Heyy,
    du sprichst da ein Thema an was mir auch schon lange auffällt...
    ich muss aber zugeben ich habe eigentlich keine Lust jedem ständig zu erklären was ich genau mache...
    aber es stimmt schon die ersten Reaktionen die dann kommen:
    Uiii ein interessanter Beruf...(und ein völlig interessiertes Gesicht schaut dich an und fragt) wo arbeitest du denn...
    in der Bibliothek ... (das Gesicht schaut total überrascht) ach so...(ist total gelangweilt und findet den Beruf plötzlich nicht mehr wirklich spannend) ach so da liest du also den ganzen Tag und stellst Bücher ein oder leihst welche aus???


    Das ist die eine Seite...


    die andere Seite sind die Benutzer die meinen von uns wir hätten ein unglaubliches Gedächtnis und könnte in Ihre Köpfe reinschauen und bräuchten die nur ansehen um genau zu wissen wie sie heissen, welche Bücher sie entliehen haben, wie lange die noch entliehen sind und wieviel Mahngebühren sie haben oder ob ein bestimmtes Buch im Regal steht oder ausgeliehen ist.


    Das finde ich immer besonders toll...


    Aber so ne Führung ist bestimmt nicht schlecht...nur ob die das dann besser verstehen würden???

    • Offizieller Beitrag

    Oh ja: Die Leser, die uns Allwissenheit andichten sind wirklich noch besser. Da darf man keine Sekunde mit ein paar Mausklicks vergeuden, sondern muss aus dem Stehgreif wissen, wo ein Buch zu finden ist. Nett sind auch die Leser, die ganz entsetzt sind, wenn man nicht weiß, was in diesem oder jenem Buch drinsteht. Es ist ja schließlich auch kein Problem Tausende von Büchern gelesen zu haben. :ironie:



    Einmal hat ein junger Mann uns wohl mit der Touristinformation verwechselt: Er war ganz entsetzt, weil wir ihm nicht sagen konnten wo das nächste chinesische Restaurant ist.


    Auch für die Einarbeitung neuer Mitarbeiter hat keiner Verständnis. Einmal hatte meine Kollegin eine neue Azubine zum Anlernen. Eine Leserin kam. Die Kollegin hat noch zwei Sekunden ihren Satz zu Ende gesagt, da haut die Leserin schon wieder eingeschnappt zu mir ab und beschwert sich, dass sie ewig warten muss und meine Kollegin sie nicht bedienen will. :verrueckt:


    Ich denke schon, dass durch eine bessere Information das Verständnis größer würde. Ich habe es an mir selbst gemerkt: Früher habe ich oft in Buchläden und Bibliotheken Bücher, die ich im letzten Moment doch nicht wollte, einfach irgendwo hingelegt. Seit ich in der Bücherei arbeite und weiß, wieviel Arbeit das den Mitarbeitern macht, räume ich alles brav zurück. :engel2:

    «Bibliotheken in Krisenzeiten zu schliessen, ist wie Krankenhäuser während der Pest zu schliessen.»


    (aus spanischen Protestbriefen gegen die Einsparungen im Kulturbereich)



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    • Offizieller Beitrag

    Ich kenn das Problem nur zu gut... >.>
    Da wird dann gefragt: "Was machst du eigentlich beruflich?" Man leiert den ganzen Rattenschwanz runter und dann bekommt die Antwort "Hey cool! Hört sich ja echt interessant an. Und wo arbeitest du da?" Und wenn ich dann antworte, dass ich in einer Bibliothek arbeite bekommt man nur ein enttäuschtes "Achso..." Oft wird dann das Thema schnell gewechselt, aber meist will ich dann unbedingt klar stellen, dass mein Beruf, den ich erlerne, keineswegs langweilig ist, da mich das schon irgendwie ärgerlich macht. ^^°


    Mich hat man schon des Öfteren gefragt, was in dem und dem Buch steht und welches vom Inhalt verständlicher ist als das andere etc. pp. (Es handelte sich um Physik-Bücher)
    Ich hab den Nutzern dann ehrlich geantwortet, dass ich das nur wüsste und ja nur in der Bibliothek arbeite und keine Studentin bin... Das Gesicht von meinem Gegenüber war genial. XD Der war total verwirrt.^^


    Eine andere Geschichte zum Thema Einarbeitung...
    Ich war im ersten Ausbildungsjahr und hatte noch nie das Wort "Fernleihe" gehört. Da wollte ein Professor ein Buch abgeben aus einer Bibliothek in Hannover(?) oder so. Ich hab versucht ihm klar zu machen, dass das nicht gehe, weil das Buch ja nicht uns gehöre... Da hat der mich angeschnauzt, dass das ja wohl gar nicht stimmen kann, denn er hätte es ja bei uns ausgeliehen. oO Ich hab versucht ihm klar zu machen, dass das ja nicht stimmen kann, aber er schimpfte weiter. oO Und ich wurde immer kleiner... (War am Anfang meiner Ausbildung)
    Zum Glück hat dann meine Kollegin eingegriffen und ihn erst mal zusammengefaltet, dass ich ja die Azubine bin und ich das noch gar nicht wissen kann. Am Ende hat sich herausgestellt, dass der Herr wohl schon öfters wegen seiner unfreundlichen Art aufgefallen ist.

  • Also das Problem habe ich auch. Sobald man erzählt was man denn beruflich so macht, wirst du als langweilig abgestempelt und das Thema gewchselt.
    Hallooooo Vorurteil!!! :schreien:
    Mein Güte wir sind alles andere als langweilig!!
    :verrueckt: :verrueckt: :mauer:

    liebt Schottland

    • Offizieller Beitrag

    *heftig nick* Im Gegenteil: Unser Beruf ist sehr, sehr abwechslungsreich!
    Aber ich muss dazu noch was ergänzen: Denjenigen, denen ich erklärt habe, was ich denn so mache, den lieben langen Tag, finden es dennoch sehr spannend.^^

  • "Ist das nicht langweillig den ganzen Tag Bücher zu sortieren?" :eek:

    • Offizieller Beitrag

    Habe gerade vorhin mit einer Kollegin über dieses Thema gesprochen... Wir finden es beide total nervig und auch anstrengend, dass immer wieder diese Frage kommt...
    Fragt sich, wie lange ich das durchhalte "geduldig" den Leuten zu erklären, was wir FaMIs denn so den lieben langen Tag machen... (Ja, wir lesen nur und sortieren nur Bücher... :rolleyes: )

  • Ist ja ganz logisch, dass wir alle Bücher gelesen haben, die im Bestand unserer Bücherei sind... weil wir ja eben den ganzen Tag lesen. Frage nur, warum man dann ne Ausbildung machen muss bzw. studieren kann...


    Aber Bücher sortieren ist dann doch noch was Anspruchsvolles im Gegensatz zu den Vorstellungen, die ich zu hören bekommen hab: "Bist du dann die, die da den ganzen Tag Bücher scannt."
    "Nein, ich bin Fachpersonal." (Abgesehen davon, dass das Verbuchungspersonal auch wesentlich mehr macht als den ganzen Tag die Scanner über Strichcodes zu ziehen...!!!)
    "Und was machst du dann?"


    Die mangelnde Kreativität und das Vorstellungsvermögen dieser Leute erschreckt mich immer wieder. Aber irgendwie ist es kaum verwunderlich. Die meisten Kunden kriegen gar nicht mit, wie viel Arbeit parallel zu Öffnungszeiten und noch dazu außerhalb dieser erledigt werden muss. Ich bin auch für so nen Tag der Offenen Tür.
    Kindern Foliieren zeigen, Bedeutung von Systematiken erklären, älteren Menschen die Funktionen des OPACs darlegen :D Ja das würde sicher Spaß machen. :teufel4:

  • Ich muss aber dazu sagen, ich bin auch schon gefragt wurden warum man bei so nem "einfachen" Beruf 3 Jahre Ausbildung machen muss...Bücher einstellen und Ausleihe könnte man doch in 2 Wochen lernen



    :eek:


    Ich wusste im ersten Moment gar nicht was ich darauf sagen sollte. Ich war so perplex...
    :verrueckt:


    Ja aber ich denke, dass die Leute keine Ahnung haben liegt ganz einfach darin, dass es ihnen auch niemand erklärt oder zeigt...als Benutzer vorallem in der Öffentlichen Bibos sieht man ja die Angestellten oftmals nur wenn sie hinter der Theke sitzen oder Bücher einstellen o.ä.
    von daher kann man Ihnen eigentlich nicht mal so unbedingt einen Vorwurf machen...
    aber bei den Angestellten in den Buchhandlungen stelle ich mir das genauso vor...die bekommen bestimmt auch oft genug zu hören, dass sie ja nur Verkaufen usw.

    • Offizieller Beitrag

    Das wurde ich auch schon mal gefragt. Oo Und ich war genauso verwirrt und perplex wie du, Steffie. O_o
    Ich war nur in der Lage zu antworten, dass der Beruf nicht so einfach ist, wie es scheint und die 3 Jahre Ausbildung durchaus berechtigt sind.
    Ich fand es echt erschreckend wie wenig bekannt doch unser Beruf ist! oO
    Mein Vater dachte ja auch immer, dass das ja alles soooo einfach wäre... >.> Bis er dann einmal in der Bibliothek mit mir war, weil ich eine Mappe vergaß und er mich am Wochenende hinfahren musste.^^ Ich hab ihm nur unsere Signaturen gezeigt und wie die aufgebaut sind und er meinte nur "Boah, ist das kompliziert!" :D Ich dachte zu dem Zeitpunkt nur "Und das ist noch längst nicht alles..." aber gesagt hab ich lieber nix, denn mein Paps war schon allein von der Ausleihtheke, den Bücherregalen, meinem Büro und den Signaturen so überwältigt, dass er fast eingeschüchtert wirkte. XD

  • Ich stimme euch zu!!!!!! Das nervt echt!!!!!! :motz:


    Auch stellen sich die Benutzer unter FaMIs ("Bibliothekaren/innen") Leute mit grauem Haar (bei Frauen sind die Haare zu einem Knoten gebunden), Brille mit Aschenbecherglässern, mausgraue Kleider (am besten noch einen Pulunder drüber) und die die ganze Zeit "psch" oder "In der Bibliothek ist es verboten zu rennen!" sagen. Das sind total veraltete Ansichten! :dumm: Bei uns im Amt gibt es zwar Klassenführungen aber da geht es eh nur um Patente aber selten um die Bibliothek.

    Es ist wie es ist, du bist was du bist, du lebst mit den Freuden und lebst mit den Leiden, ob bitter, ob süß, was immer du fühlst, das hier ist dein Leben und du kannst entscheiden! :yeeh:


    Ihr lacht über mich weil ich anders bin, aber ich lache über euch, DENN IHR SEID ALLE GLEICH!!!!!!!!!!!!!!!
    :auslachen:

  • Was mich immer ganz besonders erheitert ist wenn Studenten zu mir kommen (arbeite in ner WB) und fragen was ich denn eigentlich studiere... ööhm, ja!
    Ich sag dann immer das ich nicht studiere sondern "richtig" hier arbeite. So 9 to 5-mäßig.


    Oder was auch immer sehr witzig ist:


    in den Semesterferien ist die Bibliothek immer für 1 oder 2 Wochen geschlossen (kommt auf die Sem.-Ferien an) und da kommen doch tatsächlich Studenten an und denken das wir Mitarbeiter nicht arbeiten wenn die BIB geschlossen hat... :eek: Hallo? Wo leben die denn?
    Ich muss mir dann immer nen Lachen verkneifen und erzähl denen dann das wir in der Zeit die BIB aufräumen damit sie (Studenten) nach den Ferien die Bücher wiederfinden.


    Manchmal kann man sich einfach nur an den Kopf fassen.

    Ich bin nur für das verantwortlich was ich sage, nicht für das was du verstehst.

  • traurig ist nur, das ich eigentlich acuh nichts anderes mache, als einstellen und anna theke sitzen....


    aber mich nervts auch wie die leute reagieren, wenn ich ihnen erzähle was ich mache"ach na das is ja einfach und totaaaaaaal langweilig"

    • Offizieller Beitrag

    @ Carling:
    Das kenne ich. Gerade vor ca. 1-2 Wochen fragte mich eine Studentin, weil sie wohl Hilfe brauchte/eine Frage hatte: "Sie studieren doch auch Bibliothekswesen, oder?"
    Als ich dann lachend verneinte und meinte, dass ich 'richtig' arbeiten tu, war sie ganz verlegen...
    Aber bei mir ist das auch kein Wunder. Ich geh als Studentin durch, vermutlich als Erstsemestlerin, weil ich verdammt jung ausseh. *gg* Auch in der Mensa bekomme ich oft Vergünstigung deswegen, weil die fast alle davon ausgehen, dass ich Studentin bin. Tja, wenn sie mich fragen würden, würde ich natürlich verneinen, aber so... *grins* Ist manchmal praktisch auch wenn es manchmal echt nervig sein kann.


    Ja, das andere kenn ich auch... Die eine Bibliothek, in der ich arbeite, schließt um 15:00h. (Ganz geschlossen haben wir in der vorlesungsfreien Zeit nie.) Und ich wurde sowas auch schon gefragt... Jaja, wir lesen den ganzen Tag und wenn die BIB geschlossen hat... Was anderes - außer Ausleihe - tätigen wir ja nicht. Ähm, hallo? Geht's noch?? Bei einigen frage ich mich echt, wie die an ein Studium gekommen sind, so unterbelichtet, wie die sich manchmal verhalten. -.- (Fängt schon bei der super unbekannten Fähigkeit "Lesen" an...)


    @ Favole:
    Das ist wirklich traurig. o.o Wie kommt denn das?


    Yap. Das denke ich auch jedes Mal. Ich muss mich schon zusammenreißen nicht jedes Mal entnervt die Augen zu verdrehen und denjenigen anzublaffen, er solle mal googlen oder hier im FaMI-Portal vorbeischauen. *grr*

  • *g* Zum Glück bin ich nicht die einzige die mit solchen Vorurteilen tagtäglich zu kämpfen hat. Als wir letztes Jahr unsere Garderobe auf Vorhängeschlößer umgerüstet haben (vorher 2 Euro Schränke), da durften wir uns hier vielleicht was anhören. Da natürlich auch nicht jeder Nutzer ein Schloss dabei hat, verleihen wir die auch. Das heist gegen 10 Euro Pfand oder in Ausnahmesituationen auch mal gegen den Ausweis bekommt der Nutzer ein Schloss. Bis zur Schließung der Bibliothek muss er das dann wieder abgeben um den Pfand zurück zu bekommen. Damit man weis wer welches Schloss hat usw. machen wir eine Liste in der wir die Schlossnummer, Name, Matrikelnummer und den Pfand vermerken. Bei der Rückgabe wird das dann gestrichen.


    Und was war der erste Kommentar eines Studenten???


    Na das ist ja eine schöne Beschäftigungstherapie für Sie!!!



    Da war ich dann natürlich erstmal baff...


    Aber ich denke die Nutzer (vorallem Studenten) können sich das einfach nicht vorstellen, dass eine Bibliothek auch verwaltet werden muss und das die Bücher nich einfach so voll beschriftet und bearbeitet in die Regale fallen bzw. das der Katalog von alleine aktualisiert wird.


    Am besten ist aber immer noch die Tatsache, dass die Studies über alles per Mail informiert werden wollen (das war mal eine Anfrage eines Nutzers). ich hab ihm dann erklärt, wenn er so 5000 E-Mails schreiben will, für die Nutzer die keine e-mail haben einen Brief schreibt und das dann alles datenschutzrechtlich abklären lässt könnte er das gerne machen!!! *g* naja und er wusste nicht, dass das so aufwendig ist.


    Ja ja die lieben Nutzer...

    • Offizieller Beitrag

    *Kopf schüttel* Vielleicht sollten einige erst mal nachdenken, bevor sie den Mund aufmachen. Ich mein: Ist ja klar, dass die sich evtl. net so sonderlich gut auskennen... Aber wenn man nachdenkt, dann kommt man schon selber darauf... Eigentlich.
    Allerdings... Als ich meinem Vater damals die BIB gezeigt hab aufn WE und ihm alles erklärt hab, da hat er echt gestaunt wie kompliziert das alles ist. (Und kompliziert nannte er allein den Aufbau der Signaturen. XD) Aber mein Vater ist halt auch nicht der Hellste. XD
    Aber von Studenten erwartet man dann schon, dass sie beim Nachdenken selber drauf kommen... Oder zumindest wissen, wie es so in der BIB abläuft (wenigstens ansatzweise), da sie ja dauernd drüber klagen, dass sie in so vielen verschiedenen BIB sind und deswegen so viele Karten haben.. o.o
    Naja. Versteh einer die Studenten. ;)