Höher, schneller, weiter - Bibl.-FaMIs und moderne Technik?

  • Hallo ihr Lieben!


    Die moderne Technik macht auch vor den Bibliotheken nicht halt. Was wären wir auch ohne den guten OPAC? Wer möchte schon noch in Zettelkatalogen kramen?
    Aber irgendwie macht einem die rasante Entwicklung doch Angst, ob der FaMI in der modernen Bibliothek der OPACs, Selbstverbuchungs-, Rücknahme- und Kassenautomaten, der ausleihfertigen Bestellung, Transpondern ... noch einen Platz findet, an dem er wirken kann.
    Wie seht ihr das? Empfindet ihr diesen Trend der Rationalisierungen auch als so krass? Oder liegt es bei mir daran, dass ich in einer Bibiliothek lerne, die neu eingerichtet ist und alles moderne, neue, technisierte anstrebt? Welche Arbeiten werden also für uns bleiben? Wie seht ihr die Zukunft des FaMis in der bibliothek?


    Guß, nancy.

    Zitat

    Zitat von Andre Roussin:
    "Ein Intellektueller ist einer, der in eine Bibliothek geht, selbst wenn es nicht regnet."

    • Offizieller Beitrag

    Ich glaube nicht, dass diese Entwicklung uns FaMIs in den Hintergrund drängen wird. Es gibt immer noch viele Arbeiten, die eine Maschine nicht verrichten kann und auch in naher Zukunft nicht können wird.
    z. B. Die Kundenberatung: Viele Kunden wissen gar nicht genau, was und wie sie suchen sollen. Die ganzen Suchstrategien, die wir in unserer Ausbildung lernen, sind ihnen unbekannt. Und wenn du nicht weißt, was du eingeben sollst oder das Falsche eingibst, kann auch der beste OPAC nichts finden.
    Auch die Auswahl, Katalogisierung und Systematisierung von Büchern kann ein Computer nicht leisten. Da braucht es immer noch menschliche Arbeitskraft.
    Und die Öffentlichkeits- und Veranstaltungsarbeit wird auch in den Bibliotheken immer wichtiger. (Stichwort: Leseförderung)


    Alles in allem glaube ich, dass sich das Berufsbild im Laufe der Jahre ändern wird, aber nicht, dass irgendwann alles maschinell läuft.
    Außerdem: Würdest du dich als Leser in einer vollautomatischen Bücherei wohl fühlen? Also ich ganz sicher nicht!

    «Bibliotheken in Krisenzeiten zu schliessen, ist wie Krankenhäuser während der Pest zu schliessen.»


    (aus spanischen Protestbriefen gegen die Einsparungen im Kulturbereich)



    "Viele kleine Leute an vielen kleinen Orten, die viele kleine Dinge tun,
    werden das Antlitz dieser Welt verändern"
    (Sprichwort der Xhosa)

  • Selbstverbuchung und autmatische Rückgabe an Automaten wird nicht den FaMI ersetzen. Es wird zwar weniger Personal benötigt, aber es müssen immer noch die Medien auf Unversehrtheit geprüft und wieder in die Regale gestellt werden (als Beispiel). Allerdings sind diese Technologien nicht erschwinglich für jede Bibliothek und so wage ich zu bezweifeln, dass es jemals eine flächendeckende Bestückung geben wird. Kleinere Bibliotheken werden mit Sicherheit nciht ihre Systeme umstellen, da es sich für sie effektiv nicht lohnt. Größere Bibliotheken werden dies wohl eher in Betracht ziehen und im Zuge der Modernisierung auch eher durchführen.

    Einmal editiert, zuletzt von schulzeh ()

  • Hi Leute,


    ganz generell stehe ich neuer und moderner Technik sehr offen gegenüber. In meiner Bibliothek haben wir jetzt RFID und eine neue Sofware (Portal 2000 von Biber, wers kennt) eingeführt. Das sind schon riesen Vereinfachungen. Meine Arbeit ist, Gott sei dank, trotzdem nicht weniger geworden...nicht zuletzt den Kundenkontakt kann einem keine Maschine ersetzten....


    Leider sah das mein alter Arbeitgeber und Ausbildungsbetrieb anders. Dort wurde eine Organisationsprüfung durchgeführt und jede Tätigkeit in "JAMs" gepresst...sog. Jahresarbeitsminuten. Als Ergebnis kam bei dieser (meiner Meinung nach völlig realitätsfernen) Überprüfung heraus, dass man durch neue Quittungsdrucker und eine Selbstverbuchungsanlage eine Stelle einsparen könnte. Nun, da wurde natürlich sofort gehandelt und nach dem Prinzip "Last hired, first fired" durfte der einzige FAMI gehen...in diesem Falle ich. Nachträglich bin ich ganz froh, aber in diesem Augenblick fand ich das ziemlich unmöglich durch eine Maschine ersetzt zu werden.


    Und, obwohl es fies ist, freue ich mich innerlich jeden Tag darüber, dass die Anbindung an die Bibliothekssoftware immer noch nicht klappt und die Selbstverbuchung, wegen der ich gehen musste immer noch nicht da ist...


    Mir sind Chefs wichtig, die nicht hinter dem Mond leben und neuer Technologie aufgeschlossen gegenüber stehen, aber gleichzeitig den Wert menschlicher Arbeit und den Faktor "Kundefreundlichkeit" nicht unterschätzen...und da habe ich es zur Zeit wirklich gut getroffen...


    Gruß,
    K-Man

  • Hey Leute,


    also ich merke, dass immer mehr Aufgaben von Technik übernommen werden. Mittlerweile kann man ja mit einem Macro Arbeitschritte innerhalb weniger Sekunden erledigen, die früher viel mehr Zeit und Personal in Anspruch genommen hätten. Dafür bauen sich aber an anderen Stellen mehr Arbeitsplätze auf. Zum Beispiel beim Einrichten von Datenbaken, Digitalisieren ect.
    Aber ich möchte auch nicht von so einem Selbstverbucher ersetzt werden. Mal ganz abgesehen davon, dass die Teile a) eh meist nicht funktionieren und b) die Studenten damit zum Teil gar nicht umgehen können.


    Ich habe keine Angst davor, von der Technik ersetzt zu werden. Vielmehr schockiert mich unsere interne Betriebspolitik. Die haben doch tatsächlich 14 studentische Hilfskräfte eingestellt, weil wir jetzt verlängerte Öffnungszeiten haben. (7-1Uhr) Die werden einen Tag lang in der Ortsleihe angelernt und dann sollen sie alleine im Lesesaal bzw an der Kontrolltheke sitzen. Da frage ich mich, wfür ich die Ausbildung mache. Man hätte genauso gut 2 oder 3 Famis einstellen können, die bereits angelernt sind und sich auch damit auskennen was sie da machen.
    Darüber könnte ich mich stundenlang aufregen ~.~

    Das Glück lässt sich nicht zwingen, aber für hartnäckige Menschen hat es sehr viel übrig.

  • Am Personal lässt sich nunmal am einfachsten sparen, das wird einem jeder Wirtschaftswissenschftler einwandfrei untermauern können mit diversen Statistiken.


    Danke erstmal für das Interesse an meinem Thema ;)


    Aussterben wird der FaMI natürlich nicht, wäre ja doof, wenn man das Berufsbild erst den neuen Situationen anpasst und dann wird der FaMI wieder abgeschafft 8|
    Aber man merkt doch, dass die Zahl nicht unbedingt erheblich steigt. Und das wegen neuer Automaten, neuer Technik und Verlagerung interner Prozesse nach außen... aber wo was verlagert wird, fällt es ja nicht weg und am Ende katalogisieren wir eben in der EKZ, der DigiBib etc.
    Deprimierend ist es aber trotzdem und man bangt doch irgendwie mit.
    Kann man nur froh sein, dass es wirklich noch kleine Bibliotheken gibt, für die ein OPAC schon eine Sensation ist :yeeh:


    Aber was Gänseliesel sagt, ist auch wahr: Studentische Hilfskräfte, geringfügig Beschäftigte und neuerdings noch 1€-Jobber??? Aber irgendwo muss immer noch eine Fachkraft stehen.


    Gruß, nancy.

    Zitat

    Zitat von Andre Roussin:
    "Ein Intellektueller ist einer, der in eine Bibliothek geht, selbst wenn es nicht regnet."


  • Bleibt nur die Frage, ob das dann ein Fami ist...oder doch eher ein Bibliothekar...


    Gruß,
    K-Man

    • Offizieller Beitrag

    Ich habe auch oft das Gefühl, das der FaMI meistens noch als reine Thekenkraft angesehen wird. Gerade auch in der WB. Dabei haben wir eigentlich viel mehr auf dem Kasten. Aber für die Katalogisierung, Systematisierung und ähnliches werden immer noch überwiegend Bibliothekare eingestellt.
    Manchmal habe ich auch das Gefühl, manche Bibliotheken können nicht richtig rechnen. Wenn man einen ganzen Haufen Hilfskräfte, die dann vielleicht auch mehr Fehler machen, einstellt, dann ist das doch unterm Strich wahrscheinlich viel teuerer als ein paar wenige FaMI ein zu stellen, oder?

    «Bibliotheken in Krisenzeiten zu schliessen, ist wie Krankenhäuser während der Pest zu schliessen.»


    (aus spanischen Protestbriefen gegen die Einsparungen im Kulturbereich)



    "Viele kleine Leute an vielen kleinen Orten, die viele kleine Dinge tun,
    werden das Antlitz dieser Welt verändern"
    (Sprichwort der Xhosa)

  • Ich habe soeben ein wenig von den Meinungen zu der modernen Technik und dem Ersetzen von Arbeitskräften gelesen. Ich komme zwar nicht aus einer Bibliothek, kann euch aber versichern, dass auch die Arbeit im Archiv immer moderner wird.
    Auch bei uns wird eingespart wo sie nur können, besonders schlimm ist bei uns der Öffentlichkeitsbereich getroffen. Ich habe vor 4 Jahren ausgelernt und arbeite nach einigem hin und her in meinem Ausbildungsarchiv zu 50 % als Haushaltssachbearbeiter und bin zu 50 % im Archivbereich tätig. Die Azubis die nach mir gelernt haben sind bereits alle weg. Und was haben wir davon? Ein Lesesaal der ständig mit Abordnungen aus der Verwaltung mit Personal besetzt wird, welches entweder ungeeignet oder nicht willens ist, neues zu lernen. Und dann fallen diese Leute aus, aus welchem Grund auch immer, und das sowieso schon kaum noch vorhandene Personal muss auch noch den Dienst im Lesesaal abdecken. Da kann man sich so manches Chaos gar nicht mehr vorstellen. Das Image, was man sich mit der mühsamen Öffentlichkeitsarbeit aufgebaut hat, wird binnen kurzen Zeit zerstört.Echt schade... :schreien:
    Auch bei uns wird immer mehr Wert auf Technik gelegt, wobei ich dem sehr positiv gegenüber stehe, da ich viel mit Scannen etc. zu tun habe. Auch eine relativ neue Version unseres Archivprogrammes ist ganz nett, wenn es doch nur nicht so empfindlich wäre und ständig die Rechner lahmlegen würde....
    Ich bin der Meinung egal in welchem Bereich, die "tollen" Wirtschaftsprüfer haben sicher Ihre Berechtigung und in vielen Bereichen der Verwaltungen kann man mit Technik sicher auch die Effektivität steigern. Aber was meiner Meinung nach vernachlässigt wird ist die Außenwirkung, gerade im Bereich Kultur. Für jeden sollte dies ein wichtiger Punkt sein, aber dummerweise sind wir immer die ersten, die Einsparungen erdulden müssen, wir sind ja lt Gemeindeordnung nur eine "freiwillige Leistung" der Kommune.


    Oder was meint Ihr dazu?

    :yeeh:Eine helfende Hand, findet man am ehesten am Ende des eigenen Arms. :yeeh:

  • Hallo,
    also bei uns werden die Azubis nicht als reine Thekenkräfte eingesetzt. Ich war in meiner Ausbildung nur 4 Wochen am Stück in der Ortsleihe und dann noch mal 1nen Tag als totaler notstand war. (Zentralbibliothek). In den Zweigbibliotheken ist es natürlich abwechslungsreicher, da ist die Ausleihe eine Aufage von vielen.

    Wir Sachsen wir sind helle, das weiß die ganze Welt und sind wir mal nicht helle, dann haben wir uns verstellt! :D

  • Zitat

    Original von Archivmaus
    ...wir sind ja lt Gemeindeordnung nur eine "freiwillige Leistung" der Kommune.


    In Sachsen wird von den Bibliotheken ein Bibliotheksgesetz angestrebt. Wie weit die damit voran kommen und was genau drin stehen soll, weiß ich auf Anhieb auch nicht gleich sagen, aber es geht wohl um diesen Punkt der Freiwilligkeit.
    Mal ehrlich: Vor der Wende hatte jedes Kaff hier eine kleine Gemeindebücherei oder zumindest eine Station einer Fahrbibliothek. Jetzt findet man hier nur noch in den Kreisstädten und wirklich großen Städten eine Bibo. Schon allein das Stadtnetz der SBC ist auf 3 Zweigstellen geschrumpft!
    Wenn Kultur und Bildung also weiterhin auf Freiwilligkeit beruhen, dann na Prost Mahlzeit bei der nächsen PISA-Studie :rolleyes:
    Denn lesten können es sich wohl nicht einmal die großen Städte. Sie können nur nicht einfach mal so eine Stadtbibliothek zu machen, da stehen die Mitarbeiter (oder die AE *bäh*) und die von uns verwöhnte Bevölkerung ;) auf den Barrikaden!


    Ich mach mich mal kundig, was den Fortschritt des Bibogesetzes angeht.
    Gruß, nancy.

    Zitat

    Zitat von Andre Roussin:
    "Ein Intellektueller ist einer, der in eine Bibliothek geht, selbst wenn es nicht regnet."

  • Mal zum Thema 1 € Jobber... irgendwie ist es einerseits schon unfair, wenn völlig ungelernte Kräfte eingesetzt werden, wo Fachkräfte nötig wären... aber andererseits haben's die echt nicht leicht!


    Bei uns gibt es auch 1 € Kräfte, allerdings mit komplett anderen Tätigkeiten. Hauptsächlich eingentlich die Buchbearbeitung... statt die Bücher von der ekz einbinden zu lassen, machen die das bei uns... und einstellen helfen sie auch...


    Einer macht jetzt aber zum Beispiel die neue Homepage für unsere BIB. und der is heilfroh über den Job... sowenig wie die bekommen... weniger als ich in der Ausbildung :(



    Naja... zur Technik... ich glaub wir sind da echt fortschrittlich... und eigentlich find ich das auch gut... man kann ja auch neue Kunden gewinnen und hat so nicht weniger Arbeit... So zum Beispiel die "DiViBib" ... weiß nicht ob ihr das kennt... man kann sich eben "Medien" ausleihen, indem man sie sich einfach runterlädt... "Digitale Virtuelle Bibliothek" nennt sich das... und ist alles andere als ne Arbeitserleichterung...

    Wer früher stirbt ist länger tot :yeeh:

  • Ich muss ja sagen, manchmal kann ich nur den Kopf schütteln über Politiker, die sofort den Stift zücken, wenn es darum geht in Bibliotheken und Schulen das Budget zu kürzen, aber andererseits darüber stöhnen das die Jugendlichen verkommen. Hallo! Wir leisten eine wichtigen Beitrag zur Förderung von Kindern und Jugendlichen und wenn wir das nicht mehr können, weil die Mittel fehlen, wer macht es dann? In dieser Rechnung geht doch ganz offensichtlich etwas nicht auf!
    Kann mir mal einer sagen warum niemand etwas dagegen tut? Warum sind Politiker so blind, stur, geld- und machtgeil? Die reiten unser Land doch voll in die Katastrophe.


    Moderne Technologie soll uns doch unterstützen und nicht ersetzen. Das kann sie doch auch gar nicht, aber viele denken aber genau das.Wo soll das denn hinführen?

    liebt Schottland

    • Offizieller Beitrag

    Tja, ich denke die Einstellung unserer Politiker kommt auch von dem hohen Durchschnittsalter in diesem Bereich. Deutschland wird von den "Alten" regiert. Es gibt viel zu wenig JUNGE, zukunftsorientierte Politiker. Und die Alten stellen natürlich ihre eigenen Interessen in den Vordergrund (z.B. Rente) und die Kinder und jungen Familien sehen in die Röhre. Was man dagegen tun kann? Das Volk müsste endlich auf die Barrikaden gehen! Demos gegen Kürzungen, Briefe und Unterschriftenlisten an Politiker! Und vor allem: WÄHLEN GEHEN!!! :daumen2: Wir Jungen dürfen uns auch nicht beschweren, dass die da oben schlechte Entscheidungen treffen, wenn wir uns selber nicht politisch engagieren. Es gibt durchaus auch Parteien, die Jugend, Erziehung und Bildung (auch Bibliotheken) fördern wollen. Aber die kommen nicht zum Zug, da wir die Entscheidung wer in Deutschland das Sagen hat hauptsächlich den Alten überlassen.
    Auch durch dieses steigende Desinteresse :wayne: der jungen Generation geht unser Land langfristig vor die Hunde!


    (Sorry, jetzt bin ich wohl vom Thema abgekommen :ups:, aber ich finde, das musste auch mal gesagt werden.)

    «Bibliotheken in Krisenzeiten zu schliessen, ist wie Krankenhäuser während der Pest zu schliessen.»


    (aus spanischen Protestbriefen gegen die Einsparungen im Kulturbereich)



    "Viele kleine Leute an vielen kleinen Orten, die viele kleine Dinge tun,
    werden das Antlitz dieser Welt verändern"
    (Sprichwort der Xhosa)

    Einmal editiert, zuletzt von Susi ()