Was beinhaltet das deutsche Arbeitzeugnis?

    • Offizieller Beitrag

    Ich habe grad per Zufall über Pluna rausgefunden, dass die Schweiz und Deutschland wohl andere Arbeitszeugnisse haben.
    EIn bisheriger Thread hab ich nicht gefunden, deswegen frag ich mal:


    Wie sieht so ein Arbeitszeugnis aus?
    Was beinhaltet es?
    Ist es codiert? (anscheinend schon?)
    Kann man Sachen wieder rausstreichen lassen, die einem nicht passen?
    Wann kann man ein Arbeitszeugnis verlangen?



    Wenn man sich also auf Stellensuche begibt, während man noch eine feste Stelle hat, bewirbt man sich mit dem letzten Zeugnis der letzten Arbeitsstelle? (Selbst wenn es das Ausbildungszeugnis ist?)


    Thanks for helping -
    und keine Angst, ich beabsichtige momentan nicht zu kündigen.
    Reines INteresse, die Frage.

  • Hallo befami!


    Dann mache ich mal den Anfang:
    In dem Arbeitszeugnis sind erst mal deine persönlichen Daten angegeben. Herr oder Frau xy, geb. am... in... war von dann und dann in unserem Unternehmen als xy beschäftigt.
    So beginnt immer die Einleitung.
    Meistens ist es ja so, dass im öffentlichen Dienst beispielsweise die Personalabteilung über den Amtsleiter an den direkten Vorgesetzten einen Entwurf anfordert. Alles schön auf dem Dienstweg.


    Dann werden die Aufgaben, die man dort hatte, aufgelistet. Welche Tätigkeitsschwerpunkte, usw.
    Und dann etwas zum Verhalten gegenüber den Kollegen, Vorgesetzten, Benutzern, etc.


    Man sagt ja immer, dass der Arbeitgeber ein Zeugnis ausstellen muss, dass dem Arbeitnehmer keine Nachteile entstehen.
    Mit den "Codes" ist es nicht mehr so schlimm wie früher. Hier und da gibt es Unterschiede bei der Abschlussbenotung.
    Die sind natürlich nicht in Schulnoten angegeben, aber so ähnlich.
    Aber ich glaube, das ist von Arbeitgeber von Arbeitgeber auch unterschiedlich.
    Wenn da steht:
    Die übertragenen Aufgaben nimmt er/ sie zu meiner vollsten Zufriedenheit wahr ist das eine 1-2.
    Die übertragenen Aufgaben nimmt er/sie zu meiner vollen Zufriedenheit wahr ist das "nur" ne 2.
    So klein aber fein sind die Unterschiede.
    Wenn da steht: er war stets bemüht ist gemeint - der/die taugt nichts.
    Man kann aber, wenn man mit etwas im Arbeitszeugnis nicht einverstanden ist, darum bitten, etwas zu ändern oder gleich ganz wegzulassen.
    Das Arbeitszeugnis soll immer wohlwollend geschrieben sein. Wie das genau heißt weiß ich nicht, müsste ich nen Kumpel fragen der Personaler ist.


    Wenn man sich auf Stellensuche begibt während man in einem Arbeitsverhältnis steht, kann man bei der Personalabteilung ein Zwischenzeugnis beantragen. Läuft dann so ab wie oben beschrieben.
    Ansonsten bekommt das Arbeitszeugnis auf schriftlichen Antrag bei der Personalabteilung. Beantragt man dann wenn man auch kündigt.


    Ich hoffe, ich konnte etwas zur Aufklärung beitragen.


    Schöne Grüße
    ArchivNRW

  • Ich kann da ArchivNRW nur zustimmen. es darf nix negatives drinstehen, deswegen bezeichnen es manche als codiert. Wenn irgendwas drinsteht, was dir nicht passt, muss es der Arbeitgeber ändern (also ist das Zeugnis eh fürn A...). Eine 1 wäre "...stets zu unserer vollsten Zufriedenheit"

    "Der Tod verkörpert nicht das Gegenteil des Lebens, sondern ist ein Bestandteil desselben."


    (Haruki Murakami, Naokos Lächeln)

    • Offizieller Beitrag

    Danke für eure Antworten!
    Also sind Formulierungen sowas wie Noten, habe ich das richtig verstanden?
    Ist denn eine 2 keine gute Note?
    Ich meine, es gibt ja kaum Menschen, die immer perfekt sind oder?

    • Offizieller Beitrag

    Natürlich ist eine 2 von der Formulierung her nicht schlecht. Es kommt aber eben immer darauf an, wie die Zeugnisse deiner Konkurrenz ausfallen. Wenn da lauter 1er Kandidaten dabei sind, hast du mit einer 2 natürlich schlechtere Karten. Gerade in fortschreitendem Berufsleben wird das letzte Arbeitszeugnis immer wichtiger. Denn nach ein paar Jahren interessiert sich niemand mehr für Ausbildungs- und Schulzeugnisse.

    «Bibliotheken in Krisenzeiten zu schliessen, ist wie Krankenhäuser während der Pest zu schliessen.»


    (aus spanischen Protestbriefen gegen die Einsparungen im Kulturbereich)



    "Viele kleine Leute an vielen kleinen Orten, die viele kleine Dinge tun,
    werden das Antlitz dieser Welt verändern"
    (Sprichwort der Xhosa)

    • Offizieller Beitrag

    Aber auch ein 1er Kanditat kann nicht ins Team passen und das wissen die Chefs auch.
    Die wollen ja sicherlich - besonders bei kleineren Teams - mit Leuten zusammen arbeiten, die zum bisherigen (gut funktionierenden) Team dazu passen...


    Also, ich mach mir wegen einer 1er oder 2er Formulierung kein Kopf.
    Bei Vorstellungsgespräch kritallsiert heraus sich sowieso meistens mehr als bei einer Bewerbung...

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Also, ich mach mir wegen einer 1er oder 2er Formulierung kein Kopf.


    Musst du ja auch nicht. Ich wollte damit nur sagen, dass der "Wert" einer 1er oder 2er Formulierung eben subjektiv und situationsabhängig ist. Ich hab in meinem "Zwischenzeugnis" z.B. "nur" eine 2 mit Tendenz zur 1, weil lt. Aussage unserer Leiterin, die das Zeugnis geschrieben hat, sie mir nach gerade mal einem Jahr Tätigkeit noch keine glatte 1 geben kann. Also in Verbindung mit der Beschäftigungsdauer ist es eine 1. Da sieht man, wie unterschiedlich das bewertet werden kann.

    Zitat

    Bei Vorstellungsgespräch kritallsiert heraus sich sowieso meistens mehr als bei einer Bewerbung...


    Bis zum Vorstellungsgespräch muss man es aber auch erst schaffen. Und da ist das Arbeitszeugnis glaub ich schon ein Auswahlkriterium.

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    • Offizieller Beitrag

    Sympathie und Arbeitszeugnis.
    Das braucht es zum Vorstellungsgespräch.
    Wir FaMis sind ja nicht so hochqualifziert, dass auch Leute eingeladen werden, die zwar super im Wissen sind, dafür aber überhaupt nicht ins Team passen würden und dem Arbeitgeber nicht sympa sind.


    Ein Vorstellungsgespräch hat oft verschiedene Gründe, warum es zustande kommt oder warum nicht.
    Aber ein 1er oder 2er Schnitt, dass kann ich mir nicht denken, dass es in unserer Stufe wirklich ein Kriterium Jemand einzuladen.
    In der Endauswahl vielleicht dann schon wieder, aber das ist alles sehr Arbeitgeber abhängig ergo Personaler abhängig.
    Das sind auch letzendlich Menschen und können nicht durch und durch neutral entscheiden.

  • Wir haben erst vor kurzem über Arbeitszeugnisse gesprochen. Daher kurz das, was ich darüber sagen kann:
    Erstmal die so genannte "Codierung": Da ein Zeugnis in jedem Fall wohlwollend formuliert sein muss, werden eben diese Codierungen benutzt. Dabei werden nicht nur die Noten codiert dargestellt, sondern häufig auch durch bestimmte Formulierungen so Sachen wie Betriebsratmitgliedschaft usw. dargestellt.
    Eine kleine Übersicht gibt es darüber z.B. hier:
    http://www.arbeitszeugnis-code.de/
    Es ist übrigens durchaus sinnvoll, sich Zwischenzeugnisse erstellen zu lassen. Einmal, um einfach etwas in der Hand zu haben, falls man sich relativ kurzfristig beruflich verändern will und muss, und natürlich, falls es irgendwann einen Wechsel bei den Vorgestezten gibt und man mit dem neuen Vorgestezten Schwierigkeiten haben sollte. Wenn bei diesem das ZEugnis dann nämlich negativ ausfallen sollte, kann man durch ein Zwischenzeugnis belegen, dass es vor diesem Wechsel keinerlei Schwierigkeiten gab.
    KLagen kann man eben nur, wenn ein ZEugnis uncodiert sehr negativ geschrieben wurde, wenn z.B. direkt und unverschlüsselt drin steht, dass man häufig fehlte, dass man nicht gut gearbeitet hat usw.

    • Offizieller Beitrag

    Ich habe gestern mit meiner Chefin persönlich darüber geredet und sie meinte, das Codieren sei nicht mehr so schlimm wie noch vor ein paar Jahren.
    Aber klar, sie werden codiert. Und man könne auch Sätze streichen lassen, wenn es einem nicht passe.
    Und grundsätzlich müsse es positiv formuliert sein, eigentlich hat sie mir nochmal alles bestätigt was ich von euch schon gehört habe.


    Und letztendlich, dass der menschliche Teil sehr wichtig ist. Sie selber schaue jetzt weniger auf die Schulnoten, solange die nicht bei einer 4 lägen. Das Bewerbungsschreiben sollte ordentlich sein, nichts 0,815, aber auch nicht Sätze wie "ich wollte schon immer bei ihrer Institution arbeiten!" (Warum auch?) und der Bewerber sollte zumindest mal in Bewerbungsratgeber geschaut haben. Und ob es eine 1er oder 2er Formulierung ist im Arbeitszeugnis, dass gewichtet weniger, wenn der Rest der Bewerbung okey ist.

  • Meine bisherige Erfahrung hat mir gezeigt, dass es seeehr sinnvoll ist, sich mit den Codierungen auszukennen. Bei meinem letzten AG hatte ich eine Chefin, die sich mit der Zeugnisformulierung sehr schwer getan hat. Sie hat mir den Entwurf mitgegeben, ich hab ihn zuhause dann eigentlich komplett überarbeitet (also selber geschrieben) und er wurde fast genauso dann ins Zeugnis übernommen. Es ist immer sehr gut, wenn der direkte Vorgesetzte einem die Formulierung vorher zeigt, damit man sich hinterher ne Menge Ärger sparen kann, wenn die Formulierungen seltsam und nicht in Ordnung sind...


    Allerdings habe ich auch einmal gelesen, dass ein Chef durchaus auch ein uncodiertes Zeugnis verfassen kann, er muss dies nur in einem Satz im Zeugnis mitteilen

    • Offizieller Beitrag

    Dass habe ich - desöfters - gehört, dass es Arbeitnehmer selbst machen mussten, weil die Chefs selbst zu wenig Erfahrung darin haben...
    in gewissen Branchen sind Arbeitszeugnis teilweise qualitativ ziemlich schlecht, haben Rechtschreibefehler etc drin.
    Es ist sicherlich gut, genau darüber zu gucken und eine Nacht nochmal darüber schlafen..

  • Eines meiner Zeugnisse wurde mal zusammengetackert ... Selten blöde. Bei jeder Kopie sieht man jetzt oben die Löcher. Das können nur Leute machen die nen unbefristeten Arbeitsvertrag haben

    Es ist noch gar nicht so lange her, da wären wir empört gewesen, wenn junge Mädchen solche Bücher gelesen hätten, wie sie sie jetzt schreiben.

  • Eines meiner Zeugnisse wurde mal zusammengetackert


    :ohnein: wirklich selten blöde !!!
    Bei meinem letzten Arbeitszeugnis musste ich erstmal meine kompletten Aufgabengebiete auflisten (der Abteilungsleiter wusste gar nicht was ich alles so getan habe :daumenrunter: ), danach wurde mir das Zeugnis vorgelegt und ich konnte es zu Hause nochmals korrigieren. Was natürlich heißt: ich mußte mich um die Kodierungen im Zeugnis selber kümmern X(
    Gerade dann wenn man irgendwann mal in unterschiedlichen Richtungen arbeitet (so wie ich) ist es sehr wichtig, das die Zeugnisse stimmen, auch wenn mal eins nicht so gut ausfällt (weil man vllt. nicht mit den Leuten klar kam, aber die Arbeit ordentlich war), das kann man in Gesprächen aber immer wieder klären... ;)