Das Problem gibt es höchstwahrscheinlich nicht nur in Museumsbibliotheken, das habe ich auch schon in meiner alten Bibliothek (StaBi) erlebt
Der psychologisch ausgefeilte, diplomatisch korrekte Umgang mit edlen Spendern dürfte also eigentlich alle einmal treffen
Ein Herr will uns seine Fechtbücher spenden.
Dabei handele es sich in erster Linie um Sekundärliteratur und die erste Hälfte stände schon im Büro des Kurators.
Ich habe also gestern den ersten Blick darauf geworfen und fand Bücher zu
-Kulturgeschichte, Mittelalter bis frühe Neuzeit
-Sekundärliteratur zu historischen Fechtbüchern (die Original-Fechtbücher haben wir im Bestand!)
und bekam dann gesagt: "Die echten Schmankerl würde er noch vorbei bringen, aber..."
Der edle Spender will die uns nur spenden, wenn wir denen eine Extra Aufstellung verpassen unter dem Titel "Das Müller-Meier-Schmitz-Archiv"!
Also: Der Tod jeder systematischen und nutzerfreundlichen Aufstellung!
Wenn die Bücher alle von 1500 wären, könnte ich das ja noch verstehen, aber die sind alle von 1850-2000.
Und es ist ja nicht so, das ich nicht schon einige diese "Archive" (also Spenden) aufgelöst und systematisch zu ihren Kumpels ins Regal sortiert hätte, nur da können sich die Spender nicht mehr beschweren - dafür ist es zu lange her
Mein Vorgesetzter (Kurator) versucht ihn jetzt davon zu überzeugen, das ein Aufkleber "Edle Spende von xxx" doch auch was Feines ist, da er ja eigentlich einsieht, dass eine Extraaufstellung im Grunde Unsinn ist. (Eigentlich)
Wie sieht das eigentlich in anderen Spezial oder Museumsbibliotheken aus?
Wie geht ihr mit solchen Spende(r)n um?
"Jaja" sagen und dann sinnvoll handeln oder viele Ecken wo jedes Mal von A-Z neu aufgesellt ist?
Platztechnisch ist sowas bei uns eigentlich auch garnicht möglich. (Und nochn Spender-Archiv)
Der Plan ist zwar in einen bedeutend größeren Raum im Museum umzuziehen, aber da fehlt es noch am Geld für neue Regale, da man mit den alten Regalen nicht umziehen kann
(Da hat sich vor 30 Jahren ein Museumsdirektor selbst verwirklicht. Es ist alles Maßarbeit ines Schreiners, die man jetzt höchstens mit der Axt auseinander nehmen kann )
Im Grunde bin ich es einfach nur leid. Hier ein Häuflein, da ein Häuflein und mit jedem Häuflein bin ich weiter weg von dem, was man den Kunden zumuten kann. Die halten einen doch für bekloppt, wenn sie was zu ritterlichen Tugenden haben wollen und dafür an 3 Stellen geschickt werden!
Danke fürs zuhören