Guten Morgen,
vor einigen Tagen habe ich diesen Beitrag gelesen und würde gerne mal eure Meinung zu dem Thema wissen:
Das Problem ist in meinen Augen auch, dass ein deutlicher Pozentsatz der FaMIs nach abgeschlossener Ausbildung sich bald Jobs in anderen Bereichen suchen u./o. studieren, weil sie von der Ausbildung, dem Arbeitsalltag und dem Miteinander unter den Kolleg*Innen komplett ernüchtert und enttäuscht sind.
Zu der Zeit als ich als FaMI für UBs ausgebildet wurde (Anfang der 2000er), hat man meinen Mitauszubildenden und mir das Blaue vom Himmel versprochen, z.B. harmonisches Arbeitsumfeld unter Gleichgesinnten, sehr gute und stetig steigende Bezahlung, flexible Arbeitszeitkonditionen, Entfristung und Jobsicherheit bis zur Rente, Verbeamtung im mittleren öffentlichen Dienst, etc. pp. Außer mir arbeitet keiner der ehemaligen Azubis von damals noch in diesem Beruf.
Die Realität sieht jedoch völlig anders aus. In einer Bibliothek zu arbeiten bedeutet inzwischen fast nur noch Stress pur, die ständig steigende Arbeitslast wird auf viel zu wenige Schultern verteilt und bei vorsichtig ausgesprochener Kritik wird einem der Mund verboten.
Die Arbeitszeiten sind teilweise schlimmer als in der freien Wirtschaft, oft auch viel zu unflexibel.
Von unbefristeten Stellen kann man höchstens noch träumen, es heißt dann immer: "Ja, die ersten zwei bis vier Jahre sind befristet sozusagen eine verlängerte Probezeit, die Entfristung kommt dann irgendwann schon".
Und dann stehst Du trotz guter Leistung nach zwei Jahren wieder auf der Straße. Verbeamtungen werden kaum noch ausgesprochen, nicht einmal für studierte Bibliothekare.
Viele Bibliotheken haben ein großes Mobbingproblem unter den Kolleg*Innen, so das viele irgendwann einfach aufgeben, oder sich dauerhaft krankschreiben lassen, in Reha müssen, etc. Dazu ist mir das Phänomen aufgefallen, dass es extrovertierte FaMIs und Bibliothekare oft sehr schwer in unserem Job haben.
Was bei den Kunden / Benutzern gut ankommt, (z.B.: Freundlichkeit, kommunikativ sein, auf andere Menschen zugehen) wird jedoch von KollegInnen / ChefInnen oft mit dem Vorwurf quittiert, man würde nicht ins Team passen und kann in der Probezeit durchaus eine Kündigung zur Folge haben.
Nur, wie kann das sein? Sind extrovertierte Menschen vielleicht nicht so gerne gesehen in unserem schönen Beruf?
In einigen Städten gibt es inzwischen einmal im Jahr eine sog. Leistungsprämie, die der Vorgesetzte festlegt, sprich selbst wenn man sich abrackert wie ein Brauereigaul, kann es sein das Du kaum etwas bekommst, sollte Dich dein Vorgesetzter nicht mögen.
Bei den Vorstellungsgesprächen wird oft noch vollmundig suggeriert, was man für einen tiefenentspannten Job in einem tollen Team bekommt. Und von Außenstehenden bekommt man immer wieder zu hören, man würde für das "viele" Geld, dass man im Monat bekommt, ja kaum etwas tun müssen, wie gut man es doch habe...🙄
Bei diesen ganzen Faktoren wundert es nicht, dass es kaum noch Leute gibt, die in unserem Berufszweig arbeiten wollen. Menschen, die den öffentlichen Dienst als Arbeitgeber wählen, tun dies aus gutem Grund. Sie tun dies aus Überzeugung und Liebe, sie wollen nicht unter den Unsicherheiten und den kaum auszuhaltenden Leistungsdruck der freien Wirtschaft leiden und das ist auch gut so! Wenn also unser Beruf wieder attraktiver werden soll, muss sich ganz dringend einiges ändern.
Wie seht ihr dieses Thema?
Was sind eure Erfahrungen
Viele liebe Grüße und ein schönes Wochenende.🍀